Vor beinah einem Jahr überraschte CBS mit der Ankündigung, dass Star Trek: Enterprise parallel zu TNG auf Blu-ray veröffentlicht wird. Es dauerte nicht lange und bereits im Frühjahr stand die erste Enterprise-Staffel in den deutschen Händlerregalen. Die Reaktionen auf die HD-Veröffentlichung der letzten Star Trek Serie fielen gemischt aus. Viele Käufer zeigten sich enttäuscht über das Bild der Blu-ray, das nicht so recht mit dem Ergebnis der remasterten Folgen von The Next Generation mithalten konnte. Die neu von CBS produzierten Extras wurden gelobt, schienen aber den hohen Verkaufspreis von 70 Euro auch nicht zu rechtfertigen. An dem Preis für die zweite Staffel von Star Trek: Enterprise hat sich nichts geändert, aber vielleicht an der inhaltlichen Aufmachung? Wir nehmen das zweite Jahr von Archer und Co. näher unter die Lupe und verraten, wie das Blu-ray-Set abschneidet.
Der Inhalt
Die Abenteuer des ersten Raumschiff Enterprise gehen dort weiter, wo sie in der ersten Staffel in einem Cliffhanger endeten. Captain Jonathan Archer ist in der Zukunft gefangen, während die Suliban das Schiff umstellt haben. Die Geschichte um den Kalten Temporalen Krieg wird in Jahr Zwei fortgesetzt („Die Zukunft“, „Die Ausdehung“), steht aber nicht mehr so stark im Vordergrund. Stattdessen bemühten sich die Autoren, die Hintergründe der einzelnen Charaktere deutlicher herauszustellen. Wir erfahren mehr über Jonathan Archers Vergangenheit bei der Sternenflotte („Erstflug“), T’Pols Ahnen („Carbon Creek“) oder Travis Mayweathers Familie („Horizon“). Sieht man einmal von dem unglücklichen Gastauftritt der Ferengi in der ersten Staffel ab, so machte Enterprise einen großen Bogen um Verweise auf andere Serien. In der nachfolgenden Staffel ist das anders. Wir treffen nicht nur auf Romulaner, Tellariten und Borg (!), sondern statten auch dem klingonischen Strafplaneten Rura Penthe einen Besuch ab. Für extraterrestrische Abwechselung ist gesorgt.
In dem zweiten Jahr findet die Enterprise allmählich ihren Kurs. Alle Episoden sind durchweg gut geschrieben und die Spezialeffekte, wenn auch kein Garant für gute Unterhaltung, gehören zu dem besten, was Star Trek auf der Mattscheibe zu bieten hat. Wer sich gute Unterhaltung wünscht, der wird von Staffel Zwei nicht enttäuscht werden. Denn Star Trek: Enterprise wird seinem Prequel-Charakter deutlich gerechter.
Das Bild
Wer über die Blu-ray-Umsetzung von Filmen oder Serien urteilt, der darf nicht zimperlich sein. Immerhin steht das neue Medium für eine nie dagewesene Brillianz in Bild und Ton. So verspricht es uns zumindest die Industrie. Wer sich für eine Blu-ray entscheidet, der erwartet nicht nur ein deutlich schärferes Bild, sondern auch kräftige Farben und gute Kontraste. Bei der zweiten Staffel von Star Trek: Enterprise ist dies wieder nur bedingt der Fall. Schade.
Der HD-Transfer wirkt an einigen Stellen gelungener als bei Staffel eins, doch eine hochauflösende Brillianz wird weiterhin schmerzlich vermisst. Szenen im Schiffsinneren wirken häufig farblos und unscharf. Hin und wieder ist das Bild körnig. Dass es nicht besser geht, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die originalen Masterbände nicht mehr hergeben. Man bedenke, dass High Definition 2002 noch in den Kinderschuhen steckte.
Dennoch darf man sich darüber freuen, dass sich Folgen wie „Carbon Creek“ deutlich besser präsentieren, als es bisher im TV oder auf DVD der Fall ist. Das Bild ist schärfer und der Detailgrad höher. Entgegen meiner Skepsis überzeugen die Spezialeffekte, wenn auch diese für die Blu-ray hochskaliert werden mussten. Trickaufnahmen, die Live- und Blue-Screen-Aufnahmen kombinieren, können sich ebenfalls sehen lassen. Season zwei macht hier einen deutlichen Schritt nach vorn. Es scheint als hätte die Mehrzahl der Spezialeffekte in einer 720p Auflösung vorgelegen. Trotzdem stolpert man hin und wieder über Effektaufnahmen, die sehr künstlich wirken (siehe „Todesstation“). Gerade die Oberflächenkonturen einzelner Raumschiffe wirken recht plastisch. Die überarbeiteten Effekte von CBS Digital oder Modern Films für die remasterten Episoden von TNG sind hier klar überlegen.
Der Ton
Für ein gutes Heimkino bedarf es einen ordentlich abgemischten Ton. Wer die deutsche Tonspur auswählt, kommt in den Genuss von 5.1 Dolby Digital. Wie bei Staffel 1 lassen sich größere Unterschiede zur DVD nicht feststellen. Klar besser ist hingegen die englischsprachige Tonspur , die im waschechten DTS-HD daherkommt. Hier kommt der Serie zu Gute, dass sie von Beginn an in einem Surround-Sound produziert wurde. Wer dem Originalton nicht abgeneigt ist, sollte Star Trek: Enterprise im HD-Sound genießen.
Die Extras
Neben dem bereits vorhandenen Bonusmaterial, dass man bereits von den DVDs kennt, befindet sich allerhand Neues auf den blauen Scheiben. Herzstück ist sicherlich das Wiedersehen aller Stammschauspieler von Star Trek: Enterprise („Im Gespräch: Die erste Crew“, Disc 1). In erstaunlich lockerer Manier berichten Scott Bakula und Co. über ihre Erfahrungen und Eindrücke am Set der Serie. Moderiert wird das Treffen vom damaligen Produzenten der Serie Brannon Braga. Zur großen Überraschung aller Beteiligten stattet Gastdarsteller Jeffrey Combs (Shran) der Runde einen Besuch ab. Die 90-minütigen Sendung bietet einen tiefen Einblick in die Produktionsgeschichte der Serie und ist zu jeder Zeit informativ und ehrlich. So entschuldigt sich Brannon Braga u.a. für das Serienfinale. Wie sich herausstellt, hatte dieses zu einem Zwist zwischen dem Produzenten Braga und Schauspieler Bakula geführt. Wer meint, bereits alles über die Hintergründe der Serie zu wissen, der wird eines besseren belehrt.
Ebenfalls neu und in HD produziert ist die dreiteilige Doku „Unerforschtes Neuland“ (Disc 6). Produzenten, Autoren und Schauspieler berichten über die Herausforderungen der zweiten Staffel. Besonders der Austausch zahlreicher Autoren zwischen Staffel eins und zwei stellte die Produzenten vor enormen Herausforderungen. Hier wird deutlich, wie sehr die etablierten Kreativen wie Ronald D. Moore oder Ira Steven Behr, vermisst wurden. Interessant ist, wie offen sich alle Autoren und Schauspieler äußern. Alle sind sich darüber einig, dass Star Trek: Enterprise die wesentlichen Merkmale eines Prequels vermissen ließ. So bedauert Mike Sussman die Tatsache, dass zu wenig Bezüge zur klassischen Serie hergestellt wurden. Obwohl sich alle Beteiligten schon früh eine dunklere und gefährlichere Ausrichtung der Serie wünschten, kam es dazu nicht. Die Produzenten folgten den Vorgaben des Studios, zwischenmenschliche Konflikte oder technische Unfälle im Schiff auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei hätte der Aufbruch der Menschheit ins Weltall und die Überwindung aller Krisen auf der Erde sicherlich viel Zündstoff geboten.
Drei neue Audiokommentare runden das erstklassige Angebot an Bonusmaterial ab. Unter dem Strich stellt man fest, dass die Extras von Star Trek: Enterprise wohl weiterhin das stärkste Kaufargument sind.
Cover und Verpackung
Die Blu-ray-Discs der zweiten Staffel liegen in einer Elite Hülle mit Pappschuber. Der Schuber in Hochglanz hat einen Reliefaufdruck. Die FSK12 Kennzeichung ist als Aufkleber auf dem Schuber angebracht. Sie kann mühelos abgezogen werden. Auf dem Inlay ist kein FSK-Logo enthalten. Wie bei den anderen Veröffentlichungen auch, musss das Inlay aus der Hülle entnommen werden, wenn man die Inhalte der einzelnen Discs erfassen möchte.
Vorschaubilder
Fazit
Die zweite Staffel von Star Trek: Enterprise punktet wieder mit üppigen Extras. Besonders die neu produzierten Interviews mit dem gesamten Schauspieler-Ensemble stechen hervor. Einziger Wermutstropfen: Das hochauflösende Bild ist zwar besser als in Staffel eins, liegt aber deutlich unter dem Niveau der remasterten Folgen von Star Trek: The Next Generation. Eingefleischte Trekkies und Käufer der ersten Staffel können aber getrost zugreifen. Wer die DVDs Zuhause hat und keine Eile hat, der kann warten, bis die Box günstiger zu haben ist.
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Inhalt
Disc 1:
- Die Schockwelle, Teil 2
- Carbon Creek
- Das Minenfeld
- Todesstation
- Episoden Promotion
- Audiokommentar mit Chris Black und Mike & Denise Okuda zu „Carbon Creek“
- Audiokommentar mit Michael Sussman und Phyllis Strong zu „Todesstation“
- Im Gespräch: Die erste Crew (HD)
- Aus dem Logbuch Archiv: Enterprise Momente: Season 2
- Aus dem LogbuchArchiv: Enterprise Profil: Jolene Blalock
Disc 2:
- Eine Nacht Krankenstation
- Marodeure
- Der Siebente
- Der Kommunikator
- Eigenarten
- Episoden Promotion
- Entfernte Szenen von „Eine Nacht Krankenstation“
- Aus dem Logbuch Archiv: Einblick in „Eine Nacht Krankenstation“
Disc 3:
- Vermisst
- Kostbare Fracht
- Der Laufsteg
- Morgengrauen
- Stigma
- Episoden Promotion
- Entfernte Szenen von „Morgengrauen“ und „Stigma“
- Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Stigma“
- Interviews aus dem Archiv zu „Stigma“
- Aus dem Logbuch Archiv: Fotogalerie
Disc 4:
- Waffenstillstand
- Die Zukunft
- Canamar
- Übergang
- Das Urteil
- Episoden Promotion
- Entfernte Szene von „Waffenstillstand“
- Aus dem Logbuch Archiv: Drehbericht zu „Die Zukunft“
- Enterprise Geheimnisse
Disc 5:
- Horizon
- Böses Blut
- Cogenitor
- Regeneration
- Erstflug
- Episoden Promotion
- Audiokommentar von John Billingsley und Bonita Friedericy zu „Regeneration“
- Audiokommentar mit Michael Sussman und Phyllis Strong zu „Regeneration“
- Audiokommentar mit Chris Black und Mike & Denise Okuda zu „Erstflug“
- Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Erstflug“
- Aus dem Logbuch-Archiv: LeVar Burton – Star Trek Regisseur
- Aus dem Logbuch-Archiv: Enterprise Outtakes
Disc 6:
- Kopfgeld
- Die Ausdehnung
- Episoden Promotion
- Entfernte Szenen von „Die Ausdehnung“
- Unerforschtes Neuland (HD)
- Teil 1: Ziel unbekannt
- Teil 2: Die erste Crew
- Teil 3: Zielkorrektur
- Aus dem Logbuch-Archiv: NX-01 Datei 04, NX-01 Datei 05, NX-01 Datei 06
Technische Details
Bildformat: 1:78:1 (16 * 9 Anamorphic)
Tonformat: Englisch: 5.1 DTS HD – Master Audio, Deutsch
und Italienisch: Dolby Digital 5.1, Französisch, Spanisch, Japanisch: Stereo Surround
Untertitel: Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Deutsch, Dänisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Finnisch, Spanisch, Japanisch
Laufzeit: ca. 1.112 Minuten
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