Die nächste Generation setzt ihren Höhenflug im sechsten Jahr fort. Damals wie heute überzeugt Star Trek: The Next Generation mit großartigen Charakteren und starken Geschichten, die nicht nur für das Science-Fiction-Genre Maßstäbe setzten, sondern auch in Sachen Dramaturgie den hohen Ansprüche genügte. Mit der Blu-ray-Veröffentlichung von Staffel 6 setzt CBS der beliebten TV-Serie nun ein weiteres Denkmal.
Die sechste Staffel
Ich gebe zu, dass es als Trekkie schwer ist, keine Lobeshymnen anzustimmen, wenn es um Star Trek: The Next Generation geht. Viele Fans sehen wie ich die Serie als die populärste Inkarnation von Gene Roddenberrys Schöpfung an. Selbst die Kritiker sind sich heutig einig, dass es TNG war, das Star Trek Anfang der 1990er Jahre zu einem weltweiten Siegeszug verhalf. Seinen Zenit erreichte die Serie mit den Staffeln fünf und sechs. Mit dem Blu-ray-Transfer der vorletzten Staffel bekommen die Trekkies ein weiteres Monument erstklassiger SciFi-Unterhaltung, das durchweg in brillianter Bild- und Tonqualität überzeugt.
Im fünften Jahr standen die Spezies im Mittelpunkt, die die Enterprise auf ihren Reisen begegnet. So wurden mit Ro Laren und Hugh neue Charaktere eingeführt. Politische Konflikte zwischen Klingonen, Vulkaniern und Romulanern rückten in den Fokus der Autoren. Im sechsten Jahr konzentrierten sich die Verantwortlichen wieder auf die Hauptcharaktere der Serie. Und so durften sich Stewart, Spiner, Sirtis und Co. in ein bis zwei Episoden richtig austoben und ihrem Alter Ego neue Facetten hinzufügen.
Zu den besten Charakterfolgen gehören „Willkommen im Leben nach dem Tode„, „Das Gesicht des Feindes“ und „Riker:2=?„. So spielt Patrick Stewart gekonnt den egoistischen und draufgängerischen Kadetten, dem es an jeglicher Reife fehlt. Marina Sirtis beweist durch ihren Auftritt als Romulanerin, dass sie mehr kann, als nur eine einfühlsame Schiffsberaterin zu spielen. Und Jonathan Frakes findet zu seiner Leichtigkeit aus den ersten Serienjahren zurück, als er als mit Thomas einen unbekümmerten Riker gibt.
Doch mit der Leichtigkeit ist es in der sechsten Staffel so eine Sache. Viele Episoden schlagen einen sehr dunklen und bedrohlichen Ton an. Den wohl denkwürdigsten Moment erleben die Zuschauer in der Doppelfolge „Geheime Mission auf Celtris III„. Picard wird während eines Geheimeinsatzes von den Cardassianern gefangengenommen und fällt dabei in die Hände von Gul Madred (David Warner). Madred kümmert sich nicht im geringsten um Konventionen für die Behandlung von Kriegsgefangenen. Sein Verhör mündet in Folter und Diskriminierung. Nachdem er dem Captain der Enterprise jegliche Würde genommen hat, gelingt es ihm beinah, seinen Geist zu brechen.
Harter Tobak für einen Star Trek Episode, doch ist das Thema heute aktueller denn je. Dank der hervorragenden Schauspielleistung von Patrick Stewart und David Warner ist „Geheime Mission auf Celtris III“ eine eindringliche Episode, die nach wie vor für kalten Schauer sorgt, wenn Picard dem Cardassianer mit letzter Kraft und zittriger Stimme entgegnet: „There … are … four … lights!“
Düster geht es auch in den Episoden „Phantasie oder Wahrheit„, „Todesangst beim Beamen“ und „In den Subraum entführt“ zu. Sie alle spielen mit verschiedensten Urängsten der Menschen. Jonathan Frakes liefert in „Phantasie oder Wahrheit“ seine wohl beste Schauspielleistung ab.
Die Fans dürfen sich in Staffel 6 wieder über die Rückkehr alter Bekannter freuen. Neben den regelmäßig wiederkehrenden Besatzungsmitgliedern Ro Laren und Reginald Barclay statten der allmächtige Q („Eine echte Q„), der bösartige Lore („Angriff der Borg„) und Holmes fiktiver Gegenspieler Doktor Moriarty („Das Schiff in der Flasche„) der Enterprise-Besatzung einen Besuch ab. Den prominentesten Gastauftritt absolviert James Doohan als Montgomery „Scotty“ Scott in „Besuch von der alten Enterprise„. Eine Episode, die eine direkte Brücke zur Originalshow schlägt und waschechte Trekkies berührt.
Bild
Das hochauflösende Bild der Blu-ray ist nach wie vor das stärkste Kaufargument für Star Trek: The Next Generation. Wer Staffel sechs sein Eigen nennt, der wird nicht enttäuscht werden. Denn der Bildtransfer macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Schärfe und Details sind durchgehend gut. Künstlerische Entscheidungen haben dazu geführt, dass die Aufnahmen in einigen Episoden unscharf oder weichgezeichnet ausfallen. Das ist dem Einsatz diverser Farbfilter geschuldet (z.B. bei „Gefahr aus dem 19. Jahrundert“, Teil 2). Dem Kontrast darf man an vielen Stellen Referenzniveau bescheinigen. Die dunklen Szenen in „In den Subraum entführt“ oder in „Die Geheime Mission auf Celtris III“ profitieren ungemein davon. Vorbei sind die Zeiten, in denen man als Zuschauer nur erahnen konnte, was im Hintergrund passiert.
Alle Setaufnahmen punkten mit einer exzellenten Farbwiedergabe. Kostüme und Requisiten erscheinen in einem neuen „Licht“. Der Zuschauer bekommt man einen unverfälschten Blick auf Stoffe und Materialien, die während der Produktion von Star Trek: The Next Generation eingesetzt wurden. Dies macht für mich den Reiz der Blu-ray-Veröffentlichungen aus.
Bei den Effektaufnahmen kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die visuellen Effekte sind dort, wo es nötig war, mit großer Sorgfalt neu erstellt worden. Andere Aufnahmen wie zum Beispiel das Matte Painting vom Inneren der Dyson-Sphäre („Besuch von der alten Enterprise“) sind von dem originalen 35mm Film gescannt und im Anschluss digital nachbearbeitet worden. Die Retuschen und die Farbkorrekturen verleihen den Effektaufnahmen die nötige Portion Realismus, was die Folgen aufwertet.
Mit Spannung blicken DS9-Anhänger auf den ersten Teil der Doppelfolge „Der Moment der Erkenntnis“. Denn hier präsentiert sich Deep Space Nine zum ersten Mal in High Definition. Die eindrucksvolle HD-Premiere der cardassianischen Raumstation in Staffel 6, die auch zentraler Schauplatz von Star Trek: Deep Space Nine ist, wird sicherlich die Debatte um eine Blu-ray-Veröffentlichung der Serie weiter anheizen. Dass die Mitarbeiter von CBS Digital dazu in der Lage sind, die Serie auf das neue Medium zu übertragen, haben sie längst bewiesen.
Ton
Ein gutes Heimkinoerlebnis gibt es nur dann, wenn der Ton auch stimmt. Und das ist bei Staffel sechs der Fall. Denn endlich liegt die deutsche Tonspur im originalen Stereo vor. CBS Home Entertainment hat sich nach einer Online-Petition entschieden, auf den Dolby Surround Upmix zu verzichten, der für die DVD-Veröffentlichung angefertigt worden war. Fans dürfen sich nun über einen natürlichen Klang in deutscher Sprachausgabe freuen.
Wesentlich kraftvoller und dynamischer verhält es sich mit dem englischen Originalton, der wieder im hochwertigen DTS-HD Master Audio produziert wurde. Wer mag beziehungsweise kann, der darf Star Trek: The Next Generation in 7.1 genießen. Alle Audionkanäle sind fein abgemischt und bieten ein außergewöhnliches Klangergebnis, das den Unterhaltungsfaktor klar erhöht.
Extras
Mit den Extras ist das immer so eine Sache. Der eine braucht es, der andere nicht. Bislang waren sich die meisten Blu-ray-Käufer aber einig, dass das von Roger Lay, Jr. und Robert Meyer Burnett produzierte Bonusmaterial gute Unterhaltung bot. Denn für ihre Dokumentationen versammelten sie noch einmal alle Schauspieler und ehemaligen Mitarbeiter vor der Kamera. Erinnerungen wurden ausgetauscht, Anekdoten erzählt und die ein oder andere Hintergrundinformation kam ans Tageslicht. Doch nun scheint dem Team Lay, Jr. und Burnett langsam die Puste auszugehen.
Viel neues erfährt man in ihrer dreiteiligen Dokumentation „Jenseits der Fünf-Jahres-Mission – Die Evolution von Star Trek: The Next Generation“ nicht. Der erste Teil „Die Lithosphäre“ dreht sich beinah nur um Star Trek: Deep Space Nine. Es werden alte Interviews mit Colm Meaney, Michael Piller und Rick Berman gezeigt. Dazu gibt es zahlreiche SD-Ausschnitte aus dem Pilotfilm „Der Abgesandte“. Auch wenn nach all den Jahren, den vielen Publikationen und Interviews vieles gesagt wurde, so hätte es doch noch Raum für mehr „Inhalt“ gegeben. Interessant wäre es gewesen zu erfahren, wie die TNG-Schauspieler die parallele Produktion von DS9 aufnahmen. Informativ ist lediglich René Echevarria Aussage, dass die Autoren ursprünglich beabsichtigten, William Riker aus der Serie zu streichen. An seine Stelle sollte das Transporter-Duplikat Thomas Riker treten. Eine Idee, die Rick Berman eine Absage erteilte.
Im zweiten Teil der Doku „Die Biosphäre“ geht es interessanter zu. Hier kommen Produktionsdesigner Richard D. James und Kameramann Jonathan West zu Wort. Beide berichten von ihrer Zeit bei The Next Generation. West schildert, wie er zu TNG kam, nachdem er bereits als Kameramann bei Star Trek II – Der Zorn des Khan gearbeitet hatte. Rick Berman verrät, wie es zum Gastauftritt von Stephen Hawking in „Angriff der Borg“ kam. Denn nachdem der Astrophysiker an der Forschungsuniversität Caltech als Gastredner auftrat, besuchte er die Sets auf dem Paramount-Gelände. Es dauerte nicht lange, bis sich Berman und Piller einig waren, ihn auf eine Gastrolle anzusprechen.
Für den dritten und letzten Teil der Dokumentation konnten Roger Lay, Jr. und Robert Meyer Burnett Whoopi Goldberg gewinnen. Die Schauspielern erzählt u.a., wie ungläubig Gene Roddenberry und Rick Berman reagierten, als sie ihr Interesse an wiederkehrenden Rolle bekundete. Aufgelockert wird „Die Noosphäre“ durch das Interview mit John de Lancie.
Zu den weiteren Extras gehören ein Gag Reel und drei neu aufgezeichnete Audiokommentare. Letztere sind deutlich informativer als die neuen Dokus.
Die geschnittenen Szenen muss ich als Extra loben. Ich finde es gut, dass sie zu einem festen Bestandteil der Blu-rays geworden sind. Denn hier erfahren die Fans allerhand neues, da das Material bislang unter Verschluss gehalten wurde. Trekcore hat eine Übersicht aller geschnittenen Szenen auf seiner Seite veröffentlicht.
Cover und Hülle
Die Discs liegen in einer Elite Hülle mit Pappschuber. Die FSK12 Kennzeichung ist als Aufkleber auf dem Schuber angebracht und kann ohne Rückstände entfernt werden. Der Schuber in Hochglanz hat einen Reliefaufdruck. Wer die Inhalte der Discs lesen möchte, der muss das Inlay aus der Hülle nehmen. Ein Booklet mit einem Inhaltsverzeichnis liegt nicht bei.
Disc-Menü
Vorschaubilder
Fazit
Staffel sechs überzeugt in High Definition. Man merkt, dass CBS Digital das Maximum aus dem Originalmaterial herausgeholt hat. Großartig auch der Ton, den die deutschen Fans in ihrer Landessprache in Stereo genießen dürfen. Dank gebührt sicherlich dem Initiator und den Unterstützern der Petition, gleichwohl muss man CBS dafür loben, dass sie dem Wunsch der Fans nachgekommen sind. So kann man die Tatsache unterschlagen, dass die neuen Dokumentationen nicht richtig zu überzeugen wissen. Für Trekkies stellt sich die Frage nach dem Kauf der Blu-rays eigentlich nicht.
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Disc-Übersicht
Disc 1:
- Gefahr aus dem 19. Jahrhundert, Teil 2
- Todesangst beim Beamen
- Der unmoralische Friedensvermittler
- Besuch von der alten Enterprise
– Audiokommentar von Ronald D. Morre und Mike und Denise Okuda - In den Subraum entführt
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Aus dem Logbucharchiv: Missionsübersicht Jahr sechs (SD)
- Entfernte Szenen (HD)
Disc 2:
- Eine echte Q
- Erwachsene Kinder
- Eine Handvoll Datas
- Datas Hypothese
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: mutiger Kurswechsel (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: Abteilungsberatung Jahr sechs: Produktion (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: Abteilungsberatung Kurzbiografie: Dan Curry (SD)
- Entfernte Szenen (HD)
Disc 3:
- Geheime Mission auf Celtris Drei, Teil 1
- Geheime Mission auf Celtris Drei, Teil 2
- Das Schiff in der Flasche
- Aquiel
- Das Gesicht des Feindes
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: spezielles Crew-Profil: Lt. Commander Data (SD)
- Entfernte Szene (HD)
Disc 4:
- Willkommen im Leben nach dem Tode
– Audiokommentar von Ronald D. Moore und Mike und Denise Okuda - Der Moment der Erkenntnis, Teil 1
- Der Moment der Erkenntnis, Teil 2
- In der Hand von Terroristen
- Der Feuersturm
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: exklusive historische Daten (SD)
- Entfernte Szenen (HD)
Disc 5:
- Das fehlende Fragment
- Fantasie oder Wahrheit
– Audiokommentar von James L. Conway und Jonathan West - Verdächtigungen
- Der rechtmäßige Erbe
- Riker:2=?
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: in den archiven der Sternenflotte: Sets und Requisiten
- Entfernte Szenen (HD)
Disc 6:
- Gefangen in einem temporären Fragment
- Angriff der Borg, Teil 1
Special Features:
- Episoden Promotions (SD)
- Jenseits der Fünf-Jahres-Mission – Die Evolution von Star Trek: The Next Generation (HD)
– Teil 1: die Lithosphäre
– Teil 2: die Biosphäre
– Teil 3: die Noosphäre - Gag Reel (HD)
Technische Daten
Laufzeit: ca. 1092 Minuten
Bildformat: 1080p HD
Sprachen: Deutsch Mono, Englisch DTS-HD Master Audio 7.1, Englisch Stereo, Spanisch Mono, Französisch Mono, Italienisch Mono, Japanisch Mono
Untertitel: Norwegisch, Schwedisch, Italienisch, Dänisch, Französisch, Holländisch, Finnisch, Japanisch, Spanisch, Deutsch
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Screencaps: Trekcore.com