Die Mannschaft des neuen Raumschiff Enterprise fliegt in ihr viertes Jahr. In den Episoden 75 bis 100 setzen unsere Helden nicht nur ihre Reise durch die unendlichen Weiten des Weltalls fort, sondern schärfen weiterhin ihr Profil. Wir erfahren mehr über unsere Figuren, lernen ihr Stärken und Schwächen kennen. Dabei spielen auch die Beziehungen der Charaktere untereinander eine zentrale Rolle. Star Trek: The Next Generation findet in Staffel vier endlich zu sich selbst. Die Serie vollzieht ihre letzte Metamorphose und löst sich damit unwiderruflich von ihrem erfolgreichen Vorläufer. Sie verknüpft fortan Elemente des Science-Fictions mit Drama. Sie reflektiert und kommentiert die Probleme unserer Gesellschaft.
Mit der Blu-ray Veröffentlichung der vierten TNG-Staffel dürfen sich die Fans also nicht nur über ein besseres und schärferes Bild freuen, sondern auch über einen inhaltlichen Tiefgang, der in den späteren Star-Trek-Inkarnationen nicht mehr zu toppen ist.
Die vierte Staffel
Star Trek: The Next Generation verdankt seine Evolution in den Jahren 1990 und 1991 vor allem einer Tatsache: Kontinuität im Autorenstab. Während in den ersten drei Staffeln kreative Köpfe gingen und kamen und Streiks frische Ideen der schreibenden Zunft blockierten, konnte in Jahr vier erstmals ein fester Autorenstab etabliert werden. Rick Berman und Michael Piller integrierten junge talentierte Menschen wie Ronald D. Moore und Brannon Braga in ihr Team. In ihren Drehbüchern stehen Androiden und Menschen im Mittelpunkt, nicht die fortschrittliche Technologie. Probleme ganz gleich ob persönlicher oder globaler Natur wurden stets aus Sicht der Figuren betrachtet. Ergebnis sind wunderbare Folgen wie „Familienbegegnung“, „Die Auflösung“ oder „Das Standgericht“.
Aprops Familie. Diese steht in der vierten Staffel in Mittelpunkt. Picard kann sein Trauma der Assimilierung durch die Borg nur Mithilfe seines Bruders verarbeiten. Eine ganze andere Art der Familienzusammenkunft erlebt Data. Er trifft endlich seinen Schöpfer Dr. Noonian Soong und seinen totgeglaubten Zwillingsbruder Lore („Die ungleichen Brüder“). Der leitende Sicherheitsoffizier der Enterprise, Lieutenant Worf, wird mit einer neuen Aufgabe konfrontiert: Nach dem Tod seiner Frau K’Ehleyr muss er als alleinerziehender Vater große Verantwortung übernehmen.
Doch es sind nicht nur die Geschichten der Hauptfiguren, die gefallen. Die Autoren verhelfen auch den bekannten Nebenfiguren zu mehr Background. Miles O’Briens Loyalität wird auf die Probe gestellt, als sein frührerer Captain zu einem Rachefeldzug gegen die unbeliebten Cardassianer ansetzt. Der Serienkontinuität wird mit der Rückkehr von Lwaxana Troi, dem Reisenden und Worfs Bruder Kurn Rechnung getragen. Darüber hinaus begegnen wir in der vierten Staffel auch neuen Figuren wie dem klingonischen Kanzler Gowron oder Sela, die halbromulanische Tochter von Tascha Yar. Ihre Auftritte bleiben nicht nur auf die Staffel vier begrenzt, sondern statten der Besatzung der Enterprise im weiteren Verlauf regelmäßige Besuche ab.
Für mich steht außer Frage, dass Star Trek: The Next Generation in Jahr vier zu Höchstform aufläuft. Umso schöner ist es für mich, diese Geschichten in brillianter Bild-und Tonqualität neu entdecken zu dürfen.
Bild
Das Bild der Blu-rays knüpft an die Qualität der vorherigen Staffel an. Wie schon bei Staffel drei hat das Bild im Vergleich zum Serienbeginn ein deutlich dunkleres Erscheinungsbild. Der „cineastische Look“ ist gewollt. Die Farben sind kräftig und die Kontraste auch in dunklen Bereichen ganz gut. Eine leichte Körnung des Bildes ist vorhanden. Hin und wieder lässt die Detailschärfe zu wünschen übrig. Das liegt nicht an einer falschen Bildabtastung der originalen Masterbänder, sondern an den ursprünglichen gedrehten Aufnahmen.
An den neu produzierten Effektaufnahmen gibt es wenig auszusetzen. Bei der Kreation der visuellen Effekte hat man darauf geachtet, den ursprünglichen Aufnahmen treu zu bleiben. Der Detailreichtum der remasterten Animationen ist enorm und bietet selbst Hardcore-Trekkies genug Futter, um allerhand neues zu entdecken. Damit sich die neuen Effekte nahtlos in das übrige Material einfügen, hat man diese ebenfalls leicht korrigiert. So tritt auch hier eine leichte Körnung auf.
Wir werden in unseren Reviews ausführlich über die Umsetzung der einzelnen Folgen sprechen. Dennoch sein an dieser Stelle gesagt, dass ein Großteil der remasteten Modellaufnahmen in ihrer Darstellung einfach überragend ist. Exemplarisch sei hier die McKinley-Station in der Erdumlaufbahn („Familienbegegnung“) oder die Schiffe der Talarianer genannt („Endars Sohn“). Weniger gelungen sind die CGI-Aufnahmen in „Begegnung im Weltraum“, die einfach zu sehr nach Computeranimationen aussehen. Summa sumarum darf man aber mit der Umsetzung sehr zufrieden sein.
Ton
Wer mit TNG auch akkustisch in neue Weiten vordringen möchte, der muss das originale 7.1. DTS-HD Master auswählen. Dialoge, Effekte und Filmmusik sind in perfekter Harmonie abgemischt und bieten ein schönes Klangerlebnis. Die deutsche Tonspur liegt in Mono vor. Das akkustische Vergnügen hält sich hier natürlich in Grenzen. Wer mit TNG hierzulande groß geworden ist, der wird der vertrauten Vertonung gegenüber einer neuen Synchronisation den Vorzug geben. Denn nur so wäredie Produktion einer deutschen Mehrkanaltonausgabe möglich gewesen.
Extras
Ein weiteres Herzstück (und sicherlich auch Verkaufsargument) der Blu-rays sind die zusätzlichen Dokumenationen. Neben den bereits bekannten Extras, die für die DVDs produziert wurden, finden sich zwei neue Dokumentationen („Die Familiensaga von Star Trek: The Next Generation“) und ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Ausstattungsabteilung auf den blauen Scheiben. Ein Gag Reel und entfernte Szenen komplettieren das Angebot an neuem Zusatzmaterial. Es ist erfreulich, dass CBS endlich die Neuveröffentlichung von TNG nutzt, um geschnittene Szenen zu veröffentlichen. Bislang war derartiges Material rar.
Die zweiteilige Dokumentation über die Familiensaga von TNG ist nett anzuschauen. Allerdings treten bei mir die ersten Ermüdungserscheinungen auf. Die Dokus sind stets ein Abfolge aus Interviews und Episodenausschnitten. Hier könnte man für die nächsten Veröffentlichungen wieder einen anderen Bogen einschlagen, da sich der Erkenntnisgewinn so langsam in Grenzen hält. Ich würde mir wünschen, wieder mehr auf die technische Produktion der Serie einzugehen. Die Interviewrunde mit Rick Sternbach, Dan Curry, Doug Drexler sowie Michael und Denise Okuda erfüllt diesen Wunsch leider nicht ganz. Statt etwas mehr über die Herstellung von Star Trek: The Next Generation zu erfahren, verliert sich die Runde schnell in den anderen Serien. So dreht sich ein Großteil des Gesprächs um Deep Space Nine und Enterprise. Dennoch lohnt es sich, dem Gespräch der Kreativen zu lauschen.
Bonus-Video zum Download
Wie schon bei Star Trek: Enterprise kommt die deutsche Blu-ray Edition mit einem Bonus-Video, das man sich aus dem Netz herunterladen kann. Das Video „The Trek Not Taken“ zeigt, wie TNG hätte aussehen können, wenn computergenerierte Effekte schon eher zum Einsatz gekommen wären. Hier kommt auch Gary Hutzel zu Wort, der von den füheren Modellaufnahmen der Enterprise berichtet. Die Laufzeit des Videos beträgt 15 Minuten. Das Videos hätte sicherlich auch einen Platz auf den Blu-ray Discs verdient gehabt! Wer das Video herunterladen möchte, muss sich auf www.startrek.de/vam2 registrieren und den beigelegten Code angeben.
Cover und Hülle
Die Blu-ray-Discs der vierten Staffel liegen in einer Elite Hülle mit Pappschuber. Ein Aufkleber mit dem Hinweis auf den exklusiven Videodownload ziert die ungeöffnete Verpackung. Der Schuber in Hochglanz hat einen Reliefaufdruck. Die FSK12 Kennzeichung ist als Aufkleber auf dem Schuber angebracht. Sie kann mühelos abgezogen werden. Auf dem Inlay ist kein FSK-Logo enthalten. Wie bei den anderen Veröffentlichungen auch, musss das Inlay aus der Hülle entnommen werden, wenn man die Inhalte der einzelnen Discs nachlesen möchte.
Disc-Menü
Vorschaubilder
Fazit
Wer die Blu-rays der ersten und zweiten Staffel von Star Trek: The Next Generation noch gemieden hat, der darf jetzt getrost zugreifen. Nicht nur in Bild und Ton ist die Serie besser denn je, sondern auch in Sachen Story ist TNG vielen anderen Serien um Welten voraus. Die vierte Staffel von Star Trek: The Next Generation setzt Neuveröffentlichung in High Definition eindrucksvoll fort.
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Disc-Übersicht
Disc 1:
- Angriffsziel Erde
- Familienbegegnung
- Die ungleichen Brüder
- Endars Sohn
- Das Experiment
Special Features:
- Episoden Promotion
- Audiokommentar mit Rob Bowman und Mike & Denise Okuda zu „Die ungleichen Brüder“
- Aus dem Logbuch-Archiv: Missionsübersicht Jahr 4
Disc 2:
- Die Rettungsoperation
- Tödliche Nachfolge
- Gedächtnisverlust
- Die letzte Mission
- Das kosmische Band
Special Features:
- Episoden Promotion
- Audiokommentar mit Ronald D. Moore, Brannon Braga und Mike & Denise Okuda zu „Tödliche Nachfolge“
- Aus dem Logbuch-Archiv: Ausgewählte Crew-Analyse Jahr 4
Disc 3
- Datas Tag
- Der Rachefeldzug
- Der Pakt mit dem Teufel
- Beweise
- Erster Kontakt
Special Features:
- Episoden Promotion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Neues Leben und neue Zivilisationen
Disc 4:
- Die Begegnung im Weltraum
- Augen in der Dunkelheit
- Der unbekannte Schatten
- Die Reise ins Ungewisse
- Gefangen in der Vergangenheit
Special Features:
- Episoden Promotion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Berichte aus der unendlichen Weite
Disc 5:
- Das Standgericht
- Die Auflösung
- Odan, der Sonderbotschafter
- Verräterische Signale
Special Features:
- Episoden Promotion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Abteilungsberatung Jahr 4: Produktion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Exklusive Historische Daten
- Aus dem Logbuch-Archiv: Aus den STAR TREK-Archiven
Disc 6:
- Datas erste Liebe
- Der Kampf um das klingonische Reich (Teil 1)
Special Features:
- Episoden Promotion
- Audiokommentar zu „Der Kampf um das klingonische Reich“
- Im Gespräch mit der Ausstattungsabteilung (HD)
- Gag Reel (HD)
- Entfernte Szenen zu „Angriffsziel Erde“, „Familienbegegnung“, „Die ungleichen Brüder“, „Die letzte Mission“, „Der Rachefeldzug“, „Die Begegnung im Weltraum“, „Gefangen in der Vergangenheit“ „Odan, der Sonderbotschafter“. (HD)
Technische Daten
Laufzeit: ca. 1180 Minuten
Bildformat: Full Frame (1080p HD)
Sprachen: Deutsch Mono, Englisch DTS-HD Master Audio 7.1, Englisch D-SR, Spanisch Mono, Französisch Mono, Italienisch Mono, Japanisch Mono
Untertitel: Französisch, Dänisch, Japanisch, Spanisch, Norwegisch, Italienisch, Schwedisch, Finnisch, Holländisch, Deutsch
Danke für das Review. Ich war im Wesentlichen gespannt darauf, was ihr zu dem Art Department Reunion sagt. MMn total unterschätzt, das Teil. Auch wennn es um DS9 geht. Z.B. beinhaltete gefühlt die Hälfte der „Writers Room“-Session Stories, die man schon in den Audiokommentaren erzählt hat. Das Art Department Reunion hatte hingegen viel neues zu bieten, auch wenn es nicht so sehr um TNG ging.
Gott jetzt habe ich mal nach mMn gegoogelt. Das soll meiner Meinung nach heißen. Ich hatte micht schon gewundert, und dachte du schreibst „man“ mit einem M in der Mitte?! 😀
Die Reunion Gespräche sind schon das tollste an den Blu Rays. Insbesondere auch bei ENT Staffel 2. Da sprach mir das Cast und der Produzent aus der Seele, dass nimmt mir auch meinen „Hass“ auf diese Serie 😀 wenn ich weiß, im Grunde alle beteiligten Staffel 1 und 2 öde und schlecht emfanden und ENT nicht neues bot im Gegensatz zu Voyager.
Es erstaunt mich immer wieder, wie beharrlich an Aussagen festgehalten wird, es sei kein deutscher Mehrkanalton möglich – bzw nur mit einer neuen Synchro.
Solche Aussagen sind schlicht falsch.
Mag es in der DVD-Ära tatsächlich ein Platzproblem gewesen sein so bieten BDs heute ja ausreichend Platz für mindestens 3 DTSHD.
Und wenn man einfach nur mal die Suchmaschine anwirft, findet man zu den Star Trek BD Releases auch deutschen Mehrkanalton, mit welchem Privatleute beweisen, dass es lediglich am Willen mangelt und nicht an der Möglichkeit.
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