Trekkies haben allen Grund zur Freude: Auch 2014 startet Star Trek auf Blu-ray in den heimischen Wohnzimmern voll durch. Den Anfang machen die Forscher, pardon die Militärs, des ersten Raumschiffs Enterprise. Denn die Besatzung der NX-01 unter dem Kommando von Captain Jonathan Archer ist in ihrem dritten Jahr weniger auf Erkundungsflug, sondern auf der Suche nach extraterrestrischen Unruhestiftern, die Millionen Menschen auf ihrem Gewissen haben. Erst fliegen die Funken, dann die Fetzen. Ob der Funke nach der durchwachsenen Bildqualität der ersten beiden Staffeln nun endlich auf die Zuschauer überspringt, verrät unser Blu-ray-Review.
Die Staffel
Star Treks erste Ermüdungserscheinungen traten bereits zum Ende von Voyager auf. Es schien, als wären den Machern in dem Hart Building auf dem Gelände der Paramount Studios die Ideen ausgegangen. Aber statt Star Trek im TV eine Atempause zu gönnen, drängte das Studio auf eine weitere Show. Trotz des Prequel-Charakters gelang es Rick Berman und Brannon Braga nicht, der letzten Star-Trek-Inkarnation einen modernen Anstrich zu geben. Rückblickend war das die eigentliche Ursache für das vorzeitige Serienaus von Star Trek: Enterprise. Denn die TV-Landschaft und sein Publikum hatte sich in den 2000er Jahren geändert. Statt Science-Fiction standen Crime-Serien in der Gunst der Zuschauer. Serien wie „24“ und später „Lost“ brachen mit den klassischen TV-Konventionen und gewannen ein neues Publikum für sich.
Um zu retten, was zu retten ist, wurde Star Trek: Enterprise im dritten Jahr eine Neuausrichtung verordnet. Denn auf Grund sinkender Einschaltqouten waren die Showrunner Rick Berman und Brannon Braga angehalten, vor und hinter den Kulissen Änderungen vorzunehmen. So wurden Autoren ausgetauscht und das Serienkonzept radikal überarbeitet. Statt abgeschlossener Episoden in bekannter TNG- und Voyager-Manier wurde ein staffelumspannender Handlungsbogen eingeführt, der den explorativen Seriencharakter in den Hintergrund stellte. Star Trek: Enterprise sollte für das neue Fernsehpublikum fortan sexy, dramatisch und actionlastig sein.
Während in Star Trek: Deep Space Nine die Bedrohung durch das Dominion über mehrere Staffeln kontinuierlich aufgebaut wurde, werden die Xindi als Gegenspieler gleich im Vorspann der ersten Episode vorgestelllt („Die Xindi“). Die Aggressoren aus der delphischen Ausdehnung bestehen aus fünf unterschiedlichen Spezies. Sicher der Annahme, dass die Menschen ihre Heimatwelt zerstören werden, entwickeln sie eine Waffe, die die Erde in Schutt und Asche legen soll. Captain Archer führt die Enterprise in die Ausdehnung, um die Xindi von ihrem Vorhaben abzuhalten.
Die Idee, dass eine Rasse aus unterschiedlichen Spezies besteht, hat ihren Charme. Sie verleiht der Bedrohung viele unterschiedliche Facetten und bietet Potential für viel Zoff in den eigenen Reihen. Und so passiert es, dass die Crew der Enterprise nicht nur auf eine höchst interessante Kultur trifft, sondern sich rasch inmitten eines Bürgerkriegs wiederfindet.
Trotz des arg actionlastigen Plots kann man der dritten Staffel den Unterhaltungswert nicht absprechen. Neben großen Konflikten bekommen Trekkies all das zu sehen, was sie am liebsten mögen: Zeitreisen („Carpenter Street“), alternative Realitäten („Dämmerung“) und fremde neue Welten („Azati Prime“). Jahr Drei bringt großartige Geschichten hervor. Als Beispiel sei „Ebenbild“aufgeführt. In bester Star Trek Manier nehmen sich die Autoren hier dem Thema Klonen an. So soll ein ausgewachsenes, voll empfindungsfähiges Duplikat Trip Tuckers in der Not wie Schlachtvieh als Organspender herhalten. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und so liegen einige Episoden wie „Transformation“ oder „Exil“ deutlich unter dem Niveau anderer Folgen. Unter dem Strich ist Staffel Drei die bis dahin gelungenste von Star Trek: Enterprise.
Das Bild
An nichts reiben sich die Gemüter so sehr wie an dem Bild der bisher veröffentlichten Blu-rays. Die meisten Episoden der ersten beiden Staffeln fielen durch ein erschreckend schlechtes Bild auf. Erschreckend, weil der direkte Vergleich zwischen den Blu-rays von TNG und Enterprise keine andere Aussage zuließ.
Nachdem ich mir alle Folgen der dritten Staffel angeschaut habe, bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Der Staffelauftakt startet qualitativ dort, wo die zweite Staffel endete: regelmäßige Unschärfen, permanentes Rauschen und eine starke Körnung prägen im Bild. Doch scheint es, als würde das Bild zum Staffelende zulegen. So überzeugen einige Folgen wie „Dämmerung“ oder „Azati Prime“ in ihrer Schärfe und in den Bilddetails. Es scheint, als hätte das HD-Master einen kleinen Sprung gemacht. Durch den Einsatz eines Farbfilters ist das Bild in „Faustrecht“ zwar recht körnig, dennoch besticht der „Western“ durch einen guten Kontrast.
Die Spezialeffekte haben in Jahr Drei einen besonders hohen Stellenwert. Sie kommen nicht nur häufiger denn je zum Einsatz, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Visualisierung des Plots. Neben den intelligenten Insektoiden und Aquarianern werden eine Fülle an Landschaften, Planeten und Gefechten im All mit Hilfe von Computergrafik darstellt. Ohne die Arbeit der Kreativen zu schmälern, so merkt man doch deutlich, dass die CGI-Effekte vor mehr als zehn Jahren enstanden sind. Einige Aufnahmen wie zum Beispiel die Unterwasserstation auf Azati Prime wirken einfach zu künstlich. Unter dem Strich kann man aber festhalten, dass die meisten visuellen Effekte der höheren Skalierung auf 1080p standhalten.
Der Ton
Die englische Tonspur glänzt mit einem DTS-HD Master Audio in 5.1. Der Originalton verteilt sich sehr gut auf die einzelnen Boxen, so dass Star Trek: Enterprise mit einem schönen Raumklang daherkommt. Der Subwoofer wird in Staffel drei lautstark gefordert und trägt zur Vollendung des Klangerlebnisses bei.
Der deutschsprachige Ton liegt wie bei Staffel eins und zwei in Dolby Digital 5.1. vor. Zwar hört sich die deutsche Sprachausgabe nicht so dynamisch und eindrucksvoll wie der Originalton an, doch darf man mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Die Extras
Die neuen Extras bilden wohl wieder das „Herzstück“ der Veröffentlichung. Roger Lay, Jr. and Robert Meyer Burnett, die beiden verantwortlichen Produzenten der Enterprise-Blu-rays, geben in ihrer Dokumentation einen tiefen Blick hinter der Kulissen der Serie. Alle Beteiligten geben sich offen und ehrlich, zum Teil auch selbstkritisch.
Die Dokumentation „In einer Zeit des Krieges“ ist in drei Kapitel unterteilt. Die Autoren Phyllis Strong, André Bormanis, Chris Black und Manny Coto erklären zunächst, weshalb Star Trek: Enterprise bereits nach der zweiten Staffel eine Generalüberholung bitter nötig hatte („Teil 1: Ruf zu den Waffen“). So führt Coto die sinkenden Einschaltquoten auf die Tatsache zurück, dass die meisten Episoden im Stile der 90er erzählt wurden, obwohl die Serie in den 2000er lief. Es war also an der Zeit, die Serie an das Zeitgeschehen anzupassen.
Einige der Interviewten zeigen sich mit dem Storybogen hingegen nicht zufrieden. So kritisiert Drehbuchautor David A. Goodmann die Glaubwürdigkeit der Handlung. „Wie kann es sein, dass die Enterprise alleine gegen alle Xindis besteht?“, fragt er. Wie die meisten Fans hätte er lieber den Krieg zwischen der Erde und dem Romulus thematisiert.
Im zweiten Teil „Frontlinien“ sprechen die Schauspieler über das dritte Jahr. Kritische Töne werden vor allem von Jolene Blalock (T’Pol) und John Billingsley (Phlox) angeschlagen. In Billingsleys Augen schossen die Macher etwas über ihr Ziel hinaus. Dass Captain Archer unter der Devise „der Zweck heiligt die Mittel“ andere Lebewesen aus der Luftschleuse zu werfen droht oder unschuldige Xindi auf einem Beobachtungsposten kommentarlos ausradiert („Azati Prime“), hält er für falsch. Einmal mehr wird auch deutlich, dass die Schauspielerin Jolene Blalock während ihrer Zeit am Set von Enterprise Schwierigkeiten mit den Produzenten Rick Berman und Brannon Braga hatte.
Schließlich kommen im letzten Teil „Die letzte Schlacht“ die Gastdarsteller zu Wort, die als Gegenspieler eine zentrale Rolle spielten: Randy Oglesby (Degra) und Scott MacDonald (Dolim). Darüber hinaus bespricht Dan Curry einige Spezialeffekte und zeigt, wie es ein Xindi-Insektoid aus Pappe in die Serie schaffte.
Wer zum Teufel ist der Future Guy?
Einen Hinweis darauf liefert das Feature „Temporaler Kalter Krieg: Deklassifiziert“ (Ich verrate an dieser Stelle nichts!). Dem Zuschauer wird erklärt, warum der Plot als wichtiges Serienelement kreiert wurde. Zu Wort kommen u.a. John Fleck (Silik) und Matt Winston (Daniels). Eingefleischte Trekkies werden von diesem Extra nicht enttäuscht sein, erfahren sie doch allerhand interessante (und neue) Fakten.
Fazit
Man muss sich wohl damit abfinden, dass „Enterprise“ die technischen Möglichkeiten der Blu-ray auch in Zukunft nicht ausreizen wird. Das Bild lässt an vielen Stellen einfach zu wünschen übrig. Das ist schade, da die letzte Star-Trek-Serie visuell viel zu bieten hat. Die tollen Extras rechtfertigen den hohen Verkaufspreis alleine nicht. Wer keine Eile hat, der kann getrost bei einem zukünftigen Aktionsangebot zuschlagen.
Cover und Verpackung
Die Blu-ray-Discs der dritten Staffel liegen in einer Elite Hülle mit Pappschuber. Der Schuber in Hochglanz hat einen Reliefaufdruck. Die FSK12 Kennzeichung ist als Aufkleber auf dem Schuber angebracht. Sie kann einfach abgezogen werden. Auf dem Inlay ist kein FSK-Logo enthalten. Wie bei den anderen Veröffentlichungen auch, musss das Inlay aus der Hülle entnommen werden, wenn man die Inhalte der Discs lesen möchte.
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Inhalt
Disc 1:
- Die Xindi
- Anomalie
- Transformation
- Rajiin
- Aus dem Logbuch-Archiv:
Die Xindi Saga beginnt
Enterprise Momente: Staffel 3
Text-Kommentar von Mike & Denise Okuda (2005) zu „Die Xindi“
Disc 2:
- Impulsiv
- Exil
- Die Ladung
- Dämmerung
- Kommentar mit David Livingston, David A. Goodman und Chris Black zu „Impulsiv“
- Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Implusiv“ (2005)
- Kommentar mit Mike Sussman und Tim Gaskill zu „Dämmerung“ (2008)
Disc 3:
- Faustrecht
- Ebenbild
- Carpenter Street
- Das auserwählte Reich
- Kommentar mit David A. Goodman und Christ Black zu „Faustrecht“
- Kommentar mit Mike DeMeritt zu „Faustrecht“ (2005)
- Kommentar mit Manny Coto und Connor Trinneer zu „Ebenbild“
- Kommentar mit Manny Coto zu „Ebenbild“ (2005)
- Entfernte Szene von „Ebenbild“
- Entfernte Szene von „Das auserwählte Reich“
Disc 4:
- Testgebiet
- Kriegslist
- Der Vorbote
- Auf ärztliche Anweisung
Disc 5:
- Brutstätte
- Azati Prime
- Beschädigungen
- Die Vergessenen
- E²
- Kommentar mit David A. Goodman, Chris Black und Connor Trinner zu “Die Vergessenen”
- Entfernte Szene von „E²“
Disc 6:
- Der Rat
- Countdown
- Stunde Null
- In einer Zeit des Krieges (HD):
Teil 1: Ruf zu den Waffen
Teil 2: Frontlinien
Teil 3: Die letzte Schlacht - Temporaler kalter Krieg: deklassifiziert (HD)
- Aus dem Logbuch-Archiv:
Enterprise-Profil: Connor Trinneer
Ein Tag im Leben einer Regisseurin: Roxann Dawson
Hinter der Kamera: Marvin Rush
Enterprise-Geheimnisse
Enterprise-Outtakes
Fotogalerie
NX-01 File 07
NX-01 File 08
NX-01 File 09 - Kommentar mit Chris Black und André Bormanis zu „Countdown“
- Text-Kommentar mit Mike & Denise Okuda zu „Countdown“ (2005)
Technische Details
Bildformat: 1:78:1 (Anamorphic Widescreen, 16:9)
Tonformat: Englisch: 5.1 DTS HD – Master Audio, Deutsch
: Dolby Digital 5.1, Französisch, Japanisch: Stereo
Untertitel: Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Französisch, Holländisch, Japanisch
Laufzeit: ca. 1.026 Minuten