Michael Burnham bringt Spock nach Talos IV. Die Talosianer bieten an, Spocks Verstand zu heilen. Im Gegenzug soll Michael ihre Kindheitserinnerungen mit ihnen teilen, die zum Zerwürfnis mit ihren vulkanischen Stiefbruder führten. An Bord der Discovery kommt es derweil zu einer Auseinandersetzung zwischen Tyler und Doktor Culber.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Die Außenaufnahmen für die Talos IV-Szenen entstanden im Lafarge Steinbruch. Dort entstanden auch die Aufnahmen für den Planeten Harlak aus der Episode „Der Wolf im Inneren„.
- Zum zweiten Mal kommt in Star Trek Discovery Alexander Courages klassische Titelmelodie zum Einsatz.
- Im Paralleluniversum haben die Talosianer versucht, sich mit ihren telepathischen Fähigkeiten gegen das Terranische Imperium zu wehren. Sie wurden schließlich von der Imperatorin Georgiou besiegt.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Anson Mount (Christopher Pike), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Tyler), Ethan Peck (Spock), Michelle Yeoh (Philippa Georgiou), Melissa George (Vina), Alan van Sprang (Leland)
Geschichte: Ted Sullivan und Vaun Wilmott
Drehbuch: Ted Sullivan
Regie: T.J. Scott
Erstausstrahlung: 7. März 2019
Episoden Review:
In Staffel eins warfen einige Kritiker und Trekkies den Produzenten von Star Trek: Discovery vor, dass sie mit dem bekannten Canon des Prime-Universum brechen würden. Auch wenn den Serienschöpfern gewisse kreative Freiheiten gegönnt seien, so könne die neue Serie nicht als Prequel zu der originalen Serie funktionieren. Die Generalüberholung der Klingonen, die Einführung des Sporenantriebes und das grundsätzliche Design der Serie stünden nicht im Einklang mit den frühen Abenteuern von Kirk und Co, so die Kritik. Schon während der Vorproduktion der zweiten Staffel wurde Showrunner Alex Kurtzman nicht müde zu betonen, dass Staffel zwei sehr wohl aufzeigen würde, wie sich Discovery in den Canon eingliedert. Und in der Tat wurden mit Einführung von Christopher Pike und dessen USS Enterprise Brücken geschlagen, die den Anspruch, Discovery als Prequelserie zu positionieren, untermauern. Mit der Episode „Gedächtniskraft“ gehen Kurtzman und dessen Autoren noch weiter und schlagen einen Bogen zu den Anfängen von Star Trek. Ergebnis ist die gelungene Fortsetzung einer wunderbaren Geschichte, die sich vor ihrem Erbe verneigt und mehr bietet als nur „Fan-Service“.
Die Rückkehr nach Talos IV
Die vorangegangene Episode „Licht und Schatten“ endete mit einer Überraschung. Spocks Hoffnung auf Heilung liegt auf dem Planeten Talos IV. Jener Planet von dem Captain Pike und seine Mannschaft drei Jahre zuvor einen Notruf der SS Columbia empfingen. Wie sich herausstellte, war dies aber eine Illusion der Talosianer. Die mächtigen Telepathen, deren Projektskraft aussreicht, um Illusionen über Lichtjahre hinweg aufrechtzuerhalten, hatten die Menschen in eine Falle gelockt. Zusammen mit der einzigen Überlebenden der Columbia, eine Frau namens Vina, sollte Pike den Grundstein für eine neue Sklavenrasse legen. Denn die Talosianer hatten sich vor Jahrhunderten auf Grund eines Atomkrieges beinah selbst ausgelöscht. Und nun waren sie auf der Suche nach Inkubatoren, die beim Aufbau einer neuen Zivilisation helfen sollten. Doch Pike widersetze sich und entkam von Talos IV. Doch sein Sieg ging auch einher mit einem Verlust. Vina musste auf der Oberfläche zurückbleiben. Denn die durch ihren Absturz entstellte Erdenfrau konnte nur Dank der Illusionskraft der Talosianer „ein normales Leben“ führen
Die Geschichte wurde im ersten Star Trek Pilotfilm „Der Käfig“ 1964 erzählt. NBC lehnte die für die damaligen Verhältnisse aufwendige Produktion ab. Den Verantwortlichen war die Handlung „zu intellektuell“ und so bekam Serienschöpfer Gene Roddenberry die Gelegenheit, einen weiteren actionbetonten Piloten abzuliefern („Die Spitze des Eisberges„).
Der Auftakt der Episode liefert eine Zusammenfassung besagter Ereignisse in Form eines Rückblicks. Die Rückblende im Flipchart-Stil versprüht jede Menge Nostalgie. Jedem wahrem Trekkie wird hier warm ums Herz. Wer die Originalserie nicht kennt, hat allerdings Probleme, die Ereignisse richtig einzuordnen. Erschwerend kommt hinzu, dass der visuelle Bruch zwischen dem Material aus den 1960er- Jahren und der heutige Zeit sehr groß ist. Die Blende von Jeffrey Hunter auf Anson Mount ist in jedem Fall ein gelungener Übergang. Und so ist spätestens hier jedem Zuschauer klar, dass Pike eine Vorgeschichte hat.
Nun bringt Michael Burnham ihren Stiefbruder Spock zurück auf jenen Planeten, in der Pike zehn Jahre später seinen Lebensabend verbringen wird („Talos IV – Tabu„). Die Außenaufnahmen für Talos IV finden verständlicherweise nicht länger in einem Studio mit Felsen aus Pappmaché statt.
Auf der Oberfläche des Planeten erklingt ein bizarres Summen, dass TOS-Fans nur allzu kennen. Denn in den 1960er Jahren wurde die Fremdartigkeit weit entfernter Orte mit ungewöhnlichen Soundeffekten untermalt. Apropos Tongestaltung. Die Tontechniker bedienen sich einer ganzen Palette von Soundeffekten, die in den Folgen „Der Käfig“ und „Talos IV – Tabu“ zum Einsatz kamen.
Masken, Kostüme und Kulissen haben ein zeitgemäßes Upgrade erfahren. Der ein oder andere Fan mag da, in Gedanken an die Umgestaltung der Klingonen, verwundert auf vulkanische Art die Augenbraue hochziehen. „Geht doch“, hört man die ersten Kritiker sagen. In der Summe bekommt der Zuschauer eine moderne Version von Talos IV und deren Bewohnern präsentiert, die sich vor dem Original verneigt.
Twist unter Geschwistern
Die Talosianer können Spocks Gedanken neu ordnen und ihm so die erhoffte Heilung bringen. Im Gegenzug verlangen sie Burnhams Erinnerungen. Sie wollen sehen, wie sich der Konflikt zwischen ihr und dem Vulkanier in den jungen Jahren zugetragen hat. Burnham willigt ein.
Es existiert ein tiefer Riss zwischen Michael Burnham und Spock. Die Frage nach dem Warum ist in den letzten Episoden immer stärker aufgebaut worden. Mancher Zuschauer mag die Erklärung als unspektakulär empfinden, dennoch entfaltet sie eine gewisse Wirkung. Um Spock vor den vulkanischen Separatisten zu schützen, entscheidet sich Michael als junges Mädchen von ihrem Halbbruder abzunabeln. Sie bricht ihm das Herz, als sie ihm jegliche Gefühle abspricht. Der emotional aufgewühlte Spock, der zwischen zwei Welten hin- und hergerissen wird, kann diese Zurückweisung nicht verkraften. Er hoffte stets, dass seine menschliche Stiefschwester ihm lehren würde mit Emotionen umzugehen. Durch das einschneidende Erlebnis kehrt er den Gefühlen den Rücken und schlägt, trotz aller widrigen Umstände, den Weg der Logik ein.
Ein Wiedersehen mit Folgen
Die Rückkehr der Talosianer ist nicht die einzige Überraschung. Wie zu erwarten war, ist auch Vina zugegen. Sie wird gekonnt von der Australierin Melissa George verkörpert. Ihre ruhige und warmherzige Art erinnert an Susan Oliver, die die Figur 1964 verkörperte. Ihre stärkste Szene ist das Zusammentreffen mit Anson Mount auf der Discovery. Dessen Pike ist schockiert und zugleich romantisch berührt von dem Wiedersehen. Man sieht ihm an, dass er Vina nie wirklich zurückgelassen hat. Den beiden Schauspielern gelingt es, die Sehnsucht ihrer Figuren füreinander auf eine weitere Ebene zu heben. Rückblickend bekommt das Wiedersehen zwischen Pike und Vina in der TOS-Episode „Talos IV – Tabu“ dadurch nochmal ein anderes Gewicht.
Hugh Culber vs Ash Tyler
Nicht nur Burnham und Spock müssen sich ihren Dämonen stellen, auch zwischen Culber und Tyler kommt es zum ersten Showdown. Culber hadert noch immer mit sich selbst. Seit seiner Auferstehung findet er nicht mehr in sein altes Leben zurück. Obwohl sich sein Partner Paul Stamets bemüht, findet er kein Gefallen an den alltäglichen Dingen. Erschwerend kommt hinzu, dass sein Mörder frei zwischen den Korridoren wandelt.
In der Schiffsmesse stellt Culber den Verbindungsoffizier von Sektion 31 zur Rede. Es folgt ein handfester Schlagabtausch. Doch wer kämpft gegen wen? Tyler ist innerlich nicht weniger zerrissen als Culber. Und so bleibt das Ergebnis der Auseinandersetzung offen. Ich würde mir wünschen, dass die Autoren diesen Konflikt nicht aus den Augen verliehen oder gar frühzeitig zum Abschluss bringen. Zwischen den beiden Problemkindern bietet sich allerhand Reibungspotential. Stellt man es richtig an, bieten sich für die Zukunft spannende Möglichkeiten.
Foto: © 2018 CBS Interactive