Michael Burnham versucht auf der I.S.S. Shenzhou an die geheimen Daten über die U.S.S. Defiant zukommen, die vor Jahrzehnten aus ihrem Universum in das Paralleluniversum gelangt ist. Währenddessen erhält sie vom Imperator höchstpersönlich den Befehl, einen Rebellenstützpunkt zu vernichten. Ein Auftrag, der schnell zu einer Belastungsprobe wird.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Michelle Yeohs Name taucht erst im Abspann auf, um die Überraschung über ihre Rückkehr nicht zu nehmen.
- „Der Wolf im Inneren“ ist die Episode mit dem längsten Vorspann in der Star Trek Geschichte (14:06 Minuten).
- Die Außenaufnahmen für den Planeten Harlak wurden im Lafarge Steinbruch außerhalb der Stadt Toronto gedreht.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Gabriel Lorca), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Tayler), Emily Coutts (Kyla Detmer), Hugh Culber (Wilson Cruz), Mary Chieffo (L’Rell), James Frain (Sarek), Michelle Yeoh (Imperator Georgiou)
Drehbuch: Lisa Randolph
Regie: TJ Scott
Erstausstrahlung: 14. Januar 2018
Episoden Review:
Michael Burnham, Ash Tyler und Gabriel Lorca befinden auf der I.S.S. Shenzhou, um an die Daten über die Defiant zu gelangen. Jenes Schiff aus der Zukunft, das aus ihrem eigenen Universum in das Paralleluniversum gereist ist. Mit den Daten erhoffen sie sich eine Möglichkeit zu finden, in die eigene Realität zurückzukehren. Burnham, die das Kommando über die Shenzhou inne hat, ist in die Rolle ihres alternatives Ichs geschlüpft. Starkes Unbehagen macht sich in ihr breit.
„Es ist so, als würde ich aus dem schlimmsten Albtraum erwachen, den ich mir vorstellen kann. Selbst das Licht ist anders. Der Kosmos hat seine Leuchtkraft verloren. Und wohin ich mich auch wende, spüre ich Angst.“ – Michael Burnham
Schon in „Despite Yourself“ wurde klar, dass es in diesem Universum ziemlich rau zugeht. Regisseur TJ Scott behält die düstere Grundstimmung bei und inszeniert eine melancholische Folge, in der alle Figuren mit ihrem Gemütszustand zu kämpfen haben. Michael Burnham versucht in der unwirklichen Umgebung Trost und Halt bei Ash Tyler zu finden, doch der zieht ihr in Kürze noch die Füße unter dem Boden weg.
Zunächst macht Burnham Bekanntschaft mit einem namenlosen Kelpianer, der ihr natürlich bekannt vorkommt. Da er keinen Namen trägt, gibt sie ihm aus Anstand den Namen Saru. Der sichtlich irritierte Kelpianer wird es ihr später danken. Das Aufeinandertreffen beider Figuren ebnet den Boden für eine schöne Szene zwischen Burnham und dem erster Offizier Saru, der sich auf der Discovery befindet. Als sich beide über eine gesicherte Verbindung über den Verlauf ihrer Mission austauschen, erkundigt sich Saru nach seinem Pendent auf der Shenzhou. Doch Burnham verneint, einen anderen Kelpianer angetroffen zu haben. Sie möchte vermeiden, dass Saru die bittere Wahrheit über sein alternatives Ich erfährt. Im Gegenzug verheimlicht er ihr den Tod von Doktor Culber, um ihr nicht mehr Trauer aufzuladen. Eine starke Szene, die zeigt, wie respektvoll und einfühlig beide Charaktere mittlerweile miteinander umgehen.
Facelift für Andorianer und Tellariten
Eine Verschnaufspause gibt es für Burnham nicht. Sie erhält von dem Imperator den Auftrag, eine Zelle der Rebellen auf Harlak anzugreifen. Angeführt werden sie von einem klingonischen Widerstandsführer namens „Feuerwolf“. Dessen Rebellion gegen das Terranische Imperium besteht aus Vertretern verschiedener Spezies, darunter Klingonen, Vulkanier, Andorianer und Tellariten. Entgegen ihren Befehlen lässt Burnham die Oberfläche nicht bombardieren, sondern entscheidet sich für ein Treffen mit dem „Feuerwolf“. Zum einen möchte sie verhindern, dass unter ihrer Aufsicht zahlreiche Lebewesen ihr Leben verlieren und somit diese „Koalition der Hoffnung“ vernichtet wird. Zum anderen hofft sie herauszufinden, wie die Klingonen eine Allianz der Völker, ihrer Föderation ähnlich, aufbauen konnten. Liegt hier der Schlüssel für einen Frieden mit den Klingonen im Prime-Universum versteckt?
Dass Michael Burnham große Schwierigkeiten hat einen Massenmord auszuführen, ist verständlich. Ihre Argumentation gegenüber Gabriel Lorca mehr über das Wesen der Klingonen zu erfahren und somit einen Ausweg aus den Konflikt in ihrer Realität zu finden, ist dagegen weit hergeholt. Es mutet an, als würde die Autorin Lisa Randolph nur daran erinnern wollen, dass der ursprüngliche Twist mit den Klingonen noch nicht ad acta gelegt wurde.
Auf Harlak bekommt der Zuschauer erstmals in der Serie Andorianer und Tellariten zu Gesicht. Im Gegensatz zu den Klingonen ist der „Facelift“ der Spezies moderat ausgefallen. Die Andorianer ähneln in ihrem Aussehen ihren Vorgängern aus Star Trek: Enterprise. Die zwei gezeigten Tellariten besitzen Stosszähne, was an einen Keiler erinnert. Einen Bruch zur Serie stellt es nicht dar, sondern bereichert die Spezies um ein weiteres Detail.
Der Voq im Tylerpelz
Wir haben es schon früh kommen sehen: Ash Tyler ist nicht der, für den er sich hält („Wähle deinen Schmerz„). Hinter dem „Feuerwolf“ verbirgt sich ausgerechnet Voq und so kommt es schließlich zu einer folgenschweren Konfrontation auf Harlak. Nachdem Burnham durch eine Geistesverschmelzung mit Sarek das Vertrauen der Rebellen gewonnen hat, geht Tyler unvermittelt auf Voq los. Voqs Ausführung über Kahless und dem Weg des Kriegers, lassen den Sicherheitschef jegliche Kontrolle über sich verlieren. Er greift den „Feuerwolf“ an und setzt Burnhams Leben aufs Spiel. Zuvor hatte er noch geschworen, sie stets zu beschützen. Nach der Rückkehr auf die Shenzhou durchbricht schließlich der Krieger die menschliche Fassade und Tyler gibt Burnham sein wahres Ich zu erkennen: Voq.
Zurück auf der Shenzhou entlädt sich ein dramatischer Schlagabtausch zwischen zwei „Menschen“, die sich eigentlich gefunden zu schienen haben. Doch in Voqs Welt gibt es keinen Platz für Burnham. Die Frau, die den Mord an seinen Gebieter T’Kuvma zu verantworten hat. In letzter Sekunde kann Spiegel-Saru in die Auseinandersetzung eingreifen und Tyler abhalten, Burnham zu töten. Während der Schrecken über Tylers Offenbarung sich in Burnhams Gesicht widerspiegelt, bleibt beim Zuschauer der große Aha-Moment aus. Es war schon früh offensichtlich, dass der Sicherheitsoffizier nicht der war, den er vorgab zu sein. Das plötzliche Verschwinden Voqs in Episode 4 und die von den Autoren falsch gelegten Fährten im Netz, ließen keine andere Schlussfolgerung zu.
Shazad Latif gibt eine beeindruckende Performance ab. Gefangen zwischen zwei Persönlichkeiten steht ihm der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben. Doch die Plausibilität seines Handlungsbogens ist fragwürdig. Seine Figur gibt Burnham gegenüber zu, dass der Plan darin bestand, die Discovery zu infiltrieren und die Menschen auszukundschaften. Das Vorgehen der Klingonen ist nicht neu, allerdings muss man sich fragen, weshalb er sich einer so invasiven Operation unterziehen musste, um Geist und Körper in eine menschliche Hülle zu transferieren. Warum griffen die Autoren nicht auf das Augment-Virus zurück, um Voq zu verändern? Statt auf exzessive Splatterszenen zu setzen, hätten die Verantwortlichen hinter den Kulissen so einen Bogen zu TOS und Enterprise schlagen können. Das ist Wasser auf den Mühlen der Kritiker, die Star Trek: Discovery einen zu saloppen Umgang mit dem Canon vorwerfen.
Nach dem Verrat an dem imperialen Captain Michael Burnham soll Ash Tyler/Voq nach terranischer Sitte exekutiert werden. Die Strafe sieht vor, den Verräter in das Vakuum des Weltraums zu beamen. Gerade als alle Zeichen auf Abschied stehen und Tyler/Voq in dem Transporterraum unter der Aufsicht Burnham dematerialisiert, keimt wieder Hoffnung auf. Denn statt den Gefangenen im All ersticken zu lassen, wird er von der U.S.S. Discovery aufgenommen, wo er als Gefangener der Föderation unter Arrest gestellt wird. Saru begründet dies mit den Werten der Föderation, die auch im Spiegeluniversum ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Schönes Plädoyer, gute Szene.
Rettet Stamets
Apropos Saru. Der Kelpianer macht eine gute Figur als Interims-Captain. Er vertraut Kadett Tilly den kranken Stamets an, die in dem Sporennetzwerk die Chance auf Heilung für den Wissenschaftler sieht. Beide Charaktere wachsen mit ihren Aufgaben und haben sich bis hierher gut weiter entwickelt. Als Stamets Bewusstsein schließlich im Myzel-Netz erwacht, trifft er überraschend auf sein Gegenstück aus dem Spiegeluniversum. Man ahnt bereits, dass dieser nichts Gutes im Schilde führt. Fortsetzung folgt.
Gestatten Georgiou, Imperatorin Georgiou
Am Ende der Episode „Der Wolf im Inneren“ kommt es, wie es kommen muss. Burnhams Zögern bei der Auslöschung des Rebellenstützpunktes auf Harlak führt zu einem Eingreifen des Imperators höchstpersönlich und dieser gibt sich als Philippa Georgiou zu erkennen. Damit erreichen die Prüfungen für Michael Burnham in dieser Hölle einen neuen Höhepunkt.
Zwar stellt die Rückkehr von Schauspielerin Michelle Yeoh keine große Überraschung dar, der Freude des Zuschauers über diesen Twist tut es aber keinen Abbruch. Und wie es scheint, ist auch Gabriel Lorca von dem Aufeinandertreffen gerührt. Sein verschmitzter Blick in Richtung Imperator lässt erahnen, dass die Begegnung für ihn nicht allzu überraschend ist.
Ein paar Gedanken zum Schluss
- Sarek hat sich im Paralleluniversum dem Widerstand angeschlossen und so trifft er auf Harlak auf Burnham. Wie klein doch das Universum ist!
- Vulkanische Persönlichkeiten tragen im Spiegeluniversum vorzugsweise Bärte.
- Wie konnte die Discovery Tyler so schnell an Bord beamen? Offensichtlich befand sich das Schiff nicht in der Nähe der Shenzhou.
- Warum sind eigentlich keine medizinischen Offiziere im Wissenschaftslabor, obwohl Paul Stamets Gesundheitszustand schlecht ist?
- Shazad Latifs Klingonisch ist exzellent.
Fotos: © 2017 CBS Interactive