Es stellt sich heraus, dass die U.S.S. Discovery nach ihrem missglückten Sprung in einem Paralleluniversum gelandet ist, in dem das Terranische Imperium den bekannten Teil des Weltraums kontrolliert. Eine Rückkehr in das eigene Universum ist nicht möglich, da Paul Stamets schwere physische Schäden davon getragen hat. Um zu überleben, muss sich die Crew den Gegebenheiten anpassen. Und so wird aus der U.S.S. Discovery die I.S.S. Discovery unter dem Kommando von Captain Tilly.
Hintergründe und Wissenswertes:
- „Nur wegen dir“ ist die neunte Episode in der Star Trek Saga, in der es sich thematisch um das Spiegeluniversum dreht. Discovery ist zu dem die vierte Star Trek Serie, die nach TOS, DS9 und Enterprise der dunklen Seite einen Besuch abstattet.
- Zum ersten Mal seit 1995 steht Jonathan Frakes wieder hinter der Kamera für eine Star Trek Episode. Sein letzte Folge als Regisseur war „Prototype“ aus Star Trek: Voyager.
- Das Emblem des terranischen Imperiums unterscheidet sich etwas von dem Emblem, das in „Ein Parallel-Universum“ (TOS) und „Im finsteren Spiegel“ (ENT) zu sehen war.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Gabriel Lorca), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Tayler), Emily Coutts (Kyla Detmer), Hugh Culber (Wilson Cruz), Mary Chieffo (L’Rell), Sam Vartholomeo (Danby Connor)
Drehbuch: Sean Cochran
Regie: Jonathan Frakes
Erstausstrahlung: 7. Januar 2018
Episoden Review:
Willkommen zurück auf der dunklen Seite des Star Trek Universums. Die U.S.S. Discovery ist in der zweiten Staffelhälfte in dem Paralleluniversum gelandet, das Trekkies nur allzu gut kennen. Im 23. Jahrhundert gibt nicht die friedliebende Föderation den Ton an, sondern das Terranische Imperium. Die faschistische Organisation, die von den Menschen angeführt wird, unterjocht skurpellos fremde Welten und ergreift in den eigenen Reihen alle extremen Maßnahmen, um den Fortbestand des Regimes zu sichern. Propaganda, Einschüchterung und Gewalt ist allgegenwärtig.
Schon in der Originalserie 1967 statteten Kirk, Scotty, Uhura und McCoy diesem Universum einen Besuch ab. Deep Space Nine (1993 – 1999) und Enterprise (2001 – 2005) griffen die parallele Realität ebenfalls auf und konfrontierten die Zuschauer auf diese Weise mit den bösen Spiegelbildern ihrer Helden. Star Trek: Discoverys früher Ausflug in dieses Paralleluniversum ist eine willkommene aber keine überraschende Abwechselung. Durch ein unbedachtes Statement von Jonathan Frakes verbreitete sich die Nachricht, dass die Crew der Discovery einen Ausflug in das Paralleluniversum machen würde, wie ein Lauffeuer. Damit sollte sich die Überraschung bei den meisten Fans zunächst in Grenzen halten. Spannend ist die Frage, ob „Discovery“ im Spiegeluniversum funktioniert.
Sieht man von der TOS-Episode „Mirror, Mirror“ ab, so muss ich gestehen, dass sich meine Begeisterung für das Paralleluniversum in Star Trek stets in Grenzen hielt. Zurückzuführen ist das auf die überzogene Darstellung der Spiegelbild-Charaktere. Intendantin Kiras laszive und extrovertierte Art wirkte auf mich genauso befremdlich wie Archers stupide und unbeholfene Darstellung im Zweiteiler „In the Mirror, Darkly“. Mit großer Skepsis nahm ich die Nachricht auf, Discos zweiter Handlungsstrang würde sich dem Spiegeluniversum widmen. Auch die Tatsache, dass Jonathan Frakes hinter der Kamera stehen würde, lies die Vorstellung nicht besser werden.
Discovery startet im Paralleluniversum durch
Um es vorweg zu nehmen, ich habe mich geirrt. Star Trek: Discovery setzt mit „Despite Yourself“ zu einem neuen Höhenflug an und stellt den bisherigen Handlungsverlauf auf den Kopf. Obwohl der Konflikt mit den Klingonen im Prime-Universum weiterhin besteht, müssen sich Lorca und seine Crew zwangsläufig neuen Abgründen stellen und die haben es in sich.
Um nicht aufzufliegen, müssen sich Schiff und Besatzung an die neue Situation anpassen. Das Interior wird mit imperialen Grafiken versehen, auch die Uniformen werden getauscht. Die Kennzeichnung vor dem Schiffsnamen von U.S.S. in I.S.S. geändert. Die Besatzung allen voran Sylvia Tilly sind gezwungen in neue Rollen zu schlüpfen. Denn die Kadettin kommandiert die Discovery und muss so Lorcas Platz einnehmen. Im Imperium kennt man sie auch unter dem Spitznamen Captain Killy, was Saru nicht gerade als sehr einfallsreich empfindet. Es sind Szenen wie diese, die die Episode stellenweise aufheitern. Denn im überwiegenden Teil geht es düster zu.
Michael Burnham muss den gnadenlosen Kommandanten mimen, der vor Mord an anderen Offizieren nicht zurückschreckt. Eine Lektion, die ihr nach Betreten der Shenzhou unmissverständlich erteilt wird. Denn um seine Position in der Kommandokette nicht zu gefährden, entscheidet sich Danby Connor für einen heimtückischen Mord im Turbolift. In einem – packend choreografierten – Zweikampf gelingt es Burnham aber den jungen Offizier zu töten. Der Schrecken darüber steht ihr ins Gesicht geschrieben. An Punkten wie diesen hebt sich die Episode von den anderen „Mirror“-Folgen ab. Denn in „Despite Yourself“ herrscht eine bedrückende Stimmung, die sich im Fall von Burnham wie ein dunkler Schatten über die Figuren legt. Den Autoren gelingt es die Vorstellung, nicht aus diesen Albtraum entfliehen zu können, hervorragend zu vermitteln. Als Zuschauer fühlt man regelrecht mit Burnham, für die es nach all den vielen Tiefpunkten nun noch weiter nach unten geht.
Das Erwachen des Ash Tylers
Ash Tyler, dessen posttraumatischer Stress nach der Begegnung mit L’Rell zugenommen hat, stellt sich seinen Dämonen. In einer sehr intensiven Sequenz konfrontiert er erneut die Klingonin und bittet um Antworten. L’Rell zögert nicht lange und offenbart ihm, dass er nicht der ist, der er zu glauben meint. Obwohl Tyler klingonische Vokabeln mühelos aus dem Mund entgleiten, gelingt es ihr nicht, seine wahre Natur an die Oberfläche zu holen. Der Zuschauer muss also noch warten, bis er einen Haken hinter die Tyler-Voq-Theorie setzen kann.
Shazad Latifs Leistung kann nicht genug gelobt werden. Es gelingt ihm außerordentlich gut, die inneren Konflikte einer zerrissenen Figur darzustellen. Schizophrenie, Verzweifelung und Wut sind nur einige der Schichten, die er in seinem intensiven Schauspiel hervorragend über die Figur legt. Trotz seines Hilfeschreis in Richtung Burnham, kann seine Figur Ash Tyler schließlich nicht verhindern, dass der Krieger zum Vorschein kommt.
Er ist tot, Jim
In den 60er Jahren konnte der legendäre Ausspruchs Dr. McCoys zweifellos mit dem Ableben eines namenlosen „Redshirts“ in Verbindung gebracht werden. Heutige Serien gehen dagegen wenig zimperlich mit ihren Hauptfiguren um. Und so war es bei Star Trek: Discovery nur eine Frage der Zeit bis ein Mitglied der Stammbesetzung das Zeitliche segnet. In Episode zehn trifft es Dr. Culber, der Ash Tylers wahre Identität aufdeckt. Der Schock über das Ausscheiden der Figur sitzt nicht tief, da es nach acht Episoden keine richtige Bindung zwischen dem Zuschauer und Culber geben kann. Der medizinische Offizier stand im Vergleich zu den anderes Discovery-Charakteren in der zweiten Reihe. Seine Beziehung zu Paul Stamets dagegen war innerhalb der Star Trek Historie etwas besonderes und der ein oder andere fragt sich, warum ausgerechnet Wilson Cruz‘ Charakter der Dramaturgie zum Opfer fallen musste. Doch es ist ein ungeschriebenes Gesetz im Star Trek Universum, das besagt, dass der Tod nicht immer endgültig ist. Doktor Hugh Culber wird gewiss zurückkehren.
Paul Stamets liegt geistesabwesend auf der Krankenstation und ahnt die Gefahr. Doch ist er nicht in der Lage, den Tod seines Partners zu verhindern. Seine Reise durch das Myzel-Netzwerk hat zu einem verwirrten Zustand geführt, aus dem er sich selbst nicht befreien kann. Und so wird er zum stillen Zeugen eines Mordes. Eine Erklärung, was mit Stamets vor sich geht, gibt es vorerst nicht. Auflösung verschoben.
„Despite Yourself“ kommt wie ein kleiner Serien-Relaunch daher. Die dichte Inszenierung ist sicherlich nicht nur ein Verdienst des Regisseurs Jonathan Frakes, sondern auch des Autoren Sean Cochran. Beide legen eine temporeiche Episode hin, die nicht nur Trekkie-Herzen schneller schlagen lässt. Mit Spannung blicken wir auf die kommenden Episoden, die den Charaktere scheinbar einiges abverlangen werden.
Bilder: © 2017 CBS Interactive
Ich werde mit der Serie weiterhin nicht so richtig warm. Wir sind zwar erst bei Folge 12 und die anderen Serien hatten auch ihre Anlaufschwierigkeiten. Aber Discovery gibt vor, einen großartigen, vorbedachten Handlungsbogen zu entwerfen, pendelt aber in Wirklichkeit nur unschlüssig herum. Die Charaktere bleiben blass, die CGI wirkt extrem billig und künstlich. Der Versuch, sich optisch den Abrams-Filmen anzunähern, ist aus meiner Sicht gescheitert, da man viel zu deutlich sieht, dass es sich um eine TV-Serie mit beschränktem Budget handelt.
Dass die Serie sich schon in Folge 10 in das Spiegeluniversum begibt und dort nun schon seit drei Episoden verweilt (die heutige Folge am 22.01.2018 eingerechnet), zeugt von einem Höchstmaß an Einfallslosigkeit. So wie die Serie mit dem Leben von Hauptfiguren umgeht (Captain Georgiou, Sicherheitschefin, Dr. Culber), kann man zu keiner der ohnehin allesamt ziemlichen unsympathischen Charaktere keine Beziehung aufbauen. Der eigentlich interessant gestartete Charakter Michael Burnham, eine Mischung aus T’Pol und 7of9, hat sich sehr schnell zu einer irrationalen Heulsuse gewandelt, der man nicht mehr abnimmt, dass sie eine vulkanische Erziehung genossen hat.
Lorca ist interessant, aber nicht hinreichend präsent, die restlichen Charaktere sind bislang nur Stichwortgeber. Von der Brückencrew hat man noch überhaupt nichts erfahren.
Auch zu dem Schiff, der Discovery, findet man bislang keinen Zugang. Es ist nur düster und wurde bislang kaum vorgestellt. Raum und Zeit geltend „dank“ des Sporenantriebs nicht mehr. Und falls der Sporenantrieb wieder fallengelassen werden sollte, wird man sich fragen, weshalb man diesen Quatsch überhaupt eingeführt hat. Die Serie wirkt auf mich bislang völlig konzeptlos.
Ich räume ein, ich hatte mit jeder Star Trek Serie nach TNG bislang Probleme. DS9 schien mir als Kontrastprogramm zu TNG derart weit von Roddenberrys Konzept entfernt, dass ich erst ab Staffel 4 eingestiegen und danach die ersten drei Staffeln nachgeholt habe. VOY habe ich zwar von Anfang an regelmäßig verfolgt, war jedoch von den ersten beiden Staffeln ebenso wenig begeistert wie derzeit von DSC. ENT habe ich nach der ersten Staffel aufgegeben und die Staffeln zwei bis vier erst Jahre nach dem Ende der Serie angesehen. Insofern besteht für DSC vielleicht noch Hoffnung… Mir würde vielleicht auch eine hübsch gestaltete Bluray/4K-Bluray helfen, denn mit Star Trek als Streaming-Angebot kann ich mich nicht so recht anfreunden.