Die Crew der USS Discovery und Sektion 31 entwickeln einen Plan, den roten Engel gefangenzunehmen. Mit seiner Hilfe soll die künstliche Intelligenz aus der Zukunft, die das Abwehrsystem der Föderation infiziert hat, aufgehalten werden. Michael Burnham dient als Köder, da ihr älteres Ich augenscheinlich durch die Zeit reist. Als der tollkühne Plan erfolgreich umgesetzt wird, wird die wahre Identität des Engels schließlich enthüllt.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Die Regisseurin der Episode, Hanelle M. Culpepper, inszeniert die Auftaktfolge der neuen Picard-Serie.
- Lieutenant Nilsson ersetzt Airiam an der Brückenstation für den Sporenantrieb. Schauspielerin Sara Mitich verkörperte in der ersten Staffel Airiam.
- Leland erklärt gegenüber Burnham, dass ihre Eltern die Theorie verfolgten, dass technologische Sprünge einer Gesellschaft auf Zeitreisen zurückzuführen sind. Derartige Entwicklungen konnte die Voyager in der Doppelfolge „Vor dem Ende der Zukunft“ beobachten. Auch Scotty veränderte die Geschichte in Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart, indem er die Formel für transparantes Aluminium verriet.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Anson Mount (Christopher Pike), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Ethan Peck (Spock), Rachael Ancheril (Nhan), Jayne Brooks (Admiral Cornwell), Michelle Yeoh (Philippa Georgiou)
Drehbuch: Chris Silvestri und Anthony Maranville
Regie: Hanelle M. Culpepper
Erstausstrahlung: 21. März 2019
Episoden Review:
Den Auftakt der Folge bildet die Beisetzung von Airiam, die in der vorherigen Episode den Tod fand. Während die Discovery auf Autopilot gestellt ist, erweist die Crew ihr die letzte Ehre. Pike, Tilly, Stamets, Dettmer und Burnham gedenken ihrer früheren Kollegin, während Doug Jones als Saru in kelpianischer Sprache zum Abschied ein Trauerlied singt. Der ruhig inszenierte Prolog ist gut gelungen und die Tragik spürbar. Das Bedauern über den Verlust Airiams hält sich jedoch in Grenzen. Denn abgesehen von der vorangegangenen Folge „Projekt Daedalus„, kam sie nie über eine Statistenrolle hinaus.
Bedrohung aus der Zukunft
Die neue Gefahr in Form der künstlichen Intelligenz kommt aus der Zukunft. Sie hat Airiam gezwungen Daten von der Sphäre („Der Charonspfennig„) an Control, dem taktischen Analyseprogramm von Sektion 31, zu senden, um sich weiterzuentwickeln. Durch den Zugriff aus der Zukunft hat sich die Software, die ursprünglich Bedrohungen der Föderation eliminieren sollte, selbst als große Gefahr für die Menschen und für alles intelligente Leben entwickelt.
Während Pike und seine Führungsoffiziere alle Optionen durchgehen, erfährt der Zuschauer, dass die von Control übernommene Station von Sektion 31 durch die Discovery zerstört worden ist. Trotz der zusätzlichen Lösung von Airiams Gedächtnisspeicher gibt es keine Garantie dafür, dass die Bedrohung nicht weiter existiert. Dass sich die Mannschaft dieser Situation bewusst ist, ist ein Pluspunkt im Drehbuch. Jegliche Form der Naivität hätte unsere Helden in dieser Hinsicht schlecht aussehen lassen.
Zeitreisen sind im Star Trek Universum gern gesehene Plots, da sie mit unvorhergesehenen Ereignisse einhergehen. Doch nicht selten werfen sie auch jede Menge Fragen auf, sodass der Unterhaltungsfaktor darunter leiden kann. Das Auftauchen des roten Engels ließ frühzeitig erkennen, dass Zeitreisen ein zentrales Element in der zweiten Staffel sein würden. Offen ist, wie schlüssig alle Handlungsstränge am Ende auf die übergeordnete Story einzahlen werden. Bereits jetzt wird der Zuschauer gefordert, wenn er alle Handlungsfäden im Blick behalten will.
Wir erinnern uns: Pikes und Tylers Ausflug in eine Anomalie in „Licht und Schatten“ brachte eine gefährliche KI aus der Zukunft mit, die sich nun in der Gegenwart unserer Helden verbreitet. Galt der Fokus lange Zeit der Suche nach dem roten Engel und der Frage nach dessen Absichten, so hat sich diese neue Handlung um die KI nebenbei entfaltet und steht nun ebenso im Fokus wie die Jagd nach besagtem Engel. Die Fülle an Ereignissen, deren Verknüpfungen zu vorangegangenen Episoden und das bisweilen hohe Erzähltempo machen es dem Zuschauer schwer zu folgen. Fest steht, dass Control zum Antagonisten wird.
Das Comeback von Sektion 31
Philippa Georgiou und Leland, die der Discovery bislang auf Schritt und Tritt gefolgt waren und in der letzten Folge überraschenderweise nicht auftraten, sind mit einem tollkühnen Plan zurück. Ihrer Meinung nach kann nur der rote Engel Auskunft über die Zukunft und die KI geben. Bestenfalls verfügt er über das nötige Wissen, um die künstliche Intelligenz aufzuhalten. Deshalb soll er gefangen genommen werden und für Sektion 31 arbeiten.
An diesem Punkt kann man etwas ins Straucheln geraten. Wir wissen, dass der rote Engel Spock eine düstere Vision der Zukunft gezeigt hat. Aber kann aus dem Wissen über die Existenz der KI zu diesem Zeitpunkt ein Rückschluss auf die Ursache für die Auslöschung alles Lebens geschlossen werden? Und wenn wie vermutet die KI über ein vom Engel erzeugtes Wurmloch in die Vergangenheit gereist ist, wie kann ein Festsetzen des Engels das bereits Geschehene noch umkehren? Meines Erachtens ergeben sich viele Fragen, die den Unterhaltungsfaktor der Episode nach unten drücken.
Der rote Engel gibt sich zu erkennen
Leland gibt schließlich zu, dass das Projekt Daedalus auf eine Erfindung von Sektion 31 zurückgeht. Vor zwanzig Jahren fand man heraus, dass die Klingonen mit Zeitreisen experimentieren. Die Folge war ein temporales Wettrüsten zwischen beiden Weltraummächten aus dem besagtes Projekt hervorging. Das Ergebnis war ein hochentwickelter Anzug, der Mikrowurmlöcher produzieren kann. Mit deren Hilfe kann der Träger durch Raum und Zeit reisen.
Ich bin mir sicher, dass diese Erklärung einigen Trekkies nicht schmecken wird. Zum einen haben wir in Star Trek: Enterprise von dem Temporalen Kalten Krieg erfahren. Zu der Zeit von Archer verfügte offensichtlich niemand innerhalb der Föderation über eine so hoch entwickelte Technologie. Ansonsten hätte man den Ausgang des Konflikts weder dem zeitreisenden Daniels noch anderen Mächten aus dem 26. Jahrhundert überlassen müssen. Des Weiteren erfuhren wir in der Auftaktfolge „Das vulkanische Hallo“ von Star Trek Discovery, dass sich die Klingonen für Jahrzehnte zurückgezogen hatten. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen den klingonischen Häusern hätten jedes Unterfangen, gemeinsam gegen die Föderation vorzugehen, doch stark behindert. Richtig plausibel klingt das nicht.
Nicht wenige Fans hegten früh den Verdacht, dass hinter dem Zeitreisenden Michael Burnham selbst steckt. Die Theorie wird zunächst durch Ensign Tilly gestützt. Die hat in Airiams Gedächtnis eine Datei namens Projekt Daedalus gefunden, die eine bioneurale Signatur des roten Engels enthält. Diese entspricht der von Michael.
Leland offenbart Michael, dass ihre Eltern einst für Sektion 31 am streng geheimen Projekt Daedalus beteiligt waren. Er war es auch, der sie und ihre Eltern zum vulkanischen Außenposten nach Doctari Alpha entsandte. Dort entwickelten die Burnhams heimlich den fortschrittlichen Anzug. Dieser nutzte einen Zeitkristall, den Leland von den Klingonen stehlen ließ. Es dauerte nicht lange und die Krieger spürten den Kristall bei den Burnhams auf Doctari Alpha auf. An jenem Tag wurde Michael zu einer Waisen. Lelands Offenbarung quittiert Burnham mit zwei kräftigen Faustschlägen.
Spock, der sich zwischenzeitlich mit Michael versöhnt hat, findet heraus, dass das Auftauchen des Engels mit seiner Stiefschwester verknüpft ist. Immer wenn Michael in Gefahr war, griff der rote Schutzengel ein. Und so kommen sie zum Schluss, dass der Köder Michael sein muss.
Auf Essov IV, einer früheren Forschungseinrichtung von Sektion 31, wird sie der rauen Atmosphäre des Planeten ausgesetzt, die ihr lebensgefährlich zusetzt. Im letzten Moment erscheint der rote Engel. Die mit Spannung erwartete Szene liefert natürlich einen Überraschungsmoment, als Michael am Ende der Episode nur ein leises Wort in Richtung des Engels herausbringt: „Mum?“
Auf diese Auflösung wird im Review zur nächsten Episode näher eingegangen. Im Raum bleibt die Frage, wie Burnhams Mutter ihre Tochter heilen konnte? Offensichtlich scheint eine Art Energiestrahl von ihrem Anzug auszugehen. Deux ex machina – ist das nicht zuviel des Guten?
Burnham und ihr Verhältnis zu Tyler
Shazad Latif alias Ash Tyler meldet sich nach seinem Arrest zurück. Der von Sektion 31 rekrutierte Offizier geht wieder auf Tuchfühlung mit Michael Burnham, wenngleich sein Engagement für die Geheimorganisation zwischen den beiden steht.
Michael wirft ihm zunächst vor, dass er über die Verbindung zwischen ihren Eltern und Sektion 31 Bescheid weiß. Sie glaubt auch, dass seine Entscheidung für die Geheimorganisation zu arbeiten, viel über sein Werteverständnis aussagt. In Anbetracht der Lebensgefahr, die sich Michael aussetzt, kommt es aber zu einer Versöhnung zwischen den beiden. Das Couple Burnham/Tyler meldet sich somit zurück.
Die wundersame Genesung des Doktors
Hugh Culber hat noch immer Schwierigkeiten, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Er sucht daher Rat bei Admiral Cornwell, die früher als Therapeutin praktizierte. Es ist nachzuvollziehen, dass Culber seine Identitätskrise mit einem Außenstehenden bespricht. Dass er sich Rat vom Admiral einholt, kommt allerdings sehr kontruiert daher. Wenn er sich psychologische Hilfe holt, dann sollte doch ein Counselor oder ein anderer Mediziner in der Nähe sein, der diese Aufgabe übernehmen kann. Interessanterweise schafft sie es in einem kurzen Gespräch genug Zuversicht in ihm zu wecken, dass er sich an der Außenmission beteiligt. Die Szene mag nicht so recht zünden.
Unter dem Strich beantwortet die Folge „Der rote Engel“ viele offenen Fragen, allerdings auch auf Kosten der Glaubwürdigkeit.