Sechs Monate sind seit dem großen Gefecht zwischen der Föderation und den Klingonen vergangen. Michael Burnham befindet sich auf einem Gefangenentransport, als dieser plötzlich in eine Notsituation gerät. Das Shuttle mit den inhaftierten Insassen bleibt aber von einem größeren Unglück verschont, als die U.S.S. Discovery rechtzeitig zur Stelle ist. An Bord des Föderationsschiffs trifft Burnham auf ihren alten Weggefährten Saru und macht Bekanntschaft mit Captain Gabriel Lorca. Der undurchsichtige Kommandant fordert von der Meuterin Unterstützung bei einem geheimnisvollen Experiment. Schnell bemerkt Burnham, dass auf dem Schiff einige sonderbare Dinge vor sich gehen.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Michael Burnham erklärt gegenüber der Sicherheitsoffizierin Ellen Landry, dass sie die vulkanische Kampfkunst Suus Mahna beherrscht. Eine Kampfkunst, die bereits die Vulkanierin T’Pol beherrscht (Star Trek: Enterprise).
- Seit dem Kampf beim Doppelstern zwischen der Föderation und den Klingonen sind 8.186 Personen ums Leben gekommen.
- Während des Gesprächs mit Paul Stamets erwähnt Straal von der U.S.S. Glenn den Zee-Magnees-Preis. Eine Auszeichnung, die Richard Daystrom (TOS: Computer M5) und Ira Graves (TNG: Das zweite Gedächtnis) bekamen.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Gabriel Lorca), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Rehka Sharma (Ellen Landry), Emily Coutts (Kyla Detmer), Saad Siddiqui (Straal)
Drehbuch: Gretchen J. Berg, Aaron Harberts und Craig Sweeny
Geschichte: Bryan Fuller, Gretchen J. Berg und Aaron Harberts
Regie: Akiva Goldsman
Erstausstrahlung: 1. Oktober 2017
Episoden Review:
„Lakaien befolgen Gesetze. Könige sehen Zusammenhänge.“
– Captain Lorca zu Michael Burnham
Sechs Monate später: Michael Burnham sitzt in einem Shuttle, das Gefangene zur Strafkolonie auf Tellun bringt. Als die nach Elektrizität hungernde Spezies GS57 den Transport angreift, kann gerade noch die U.S.S. Discovery eingreifen und schlimmeres verhindern. Burnham nimmt ihre Rettung in völliger Gelassenheit hin. Es scheint, als hätte sie mit ihrem Leben abgeschlossen. Kurze Zeit später scheint ihr Lebenswillen zurückzukehren als sie merkt, dass auf der Discovery ungewöhnliche Dinge vor sich gehen und sich ihr eine zweite Chance bietet. Insbesondere der Captain, Gabriel Lorca, scheint sich von den Idealen der Sternenflotte entfernt zu haben.
Das nenne ich einen Turnaround. Nachdem die Vorgeschichte von Michael Burnham in den beiden Auftaktfolgen einem geradlinigen, vorhersehbaren Muster folgten, dreht Episode drei namens „Context is for Kings“ den Spieß komplett um. Statt einer anfänglich respektierten und selbstsicheren Michael Burnham sehen wir eine junge Offizierin, der Hass und Misstrauen entgegenschlägt. Persona non grata. Dem Zuschauer, der das Geschehen aus Sicht von Burnham auf der Discovery miterlebt, bekommt ein Bild präsentiert, das von der Wohlfühlatmosphäre einer „Next Generation“ weit weg ist. Das mulmige Gefühl wird verstärkt durch die Tatsache, dass der bis dahin stets über alle Zweifel erhabene Captain ebenfalls ein zwielichtiges Spiel treibt. Willkommen bei DS9 2.0.

Gabriel Lorca (Jason Isaacs) und Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) Foto: Michael Gibson / © 2017 CBS Interactive
Ein neuer Captain – ein anderes Star Trek
Earl Grey bei Picard, Raktajino bei Sisko und nun Glückskekse bei Gabriel Lorca – dem früheren Familienbusiness sei Dank. Jason Isaacs Figur bevorzugt es zu stehen, statt zu sitzen. Wer Stühle oder gar eine Sitzcouch wie bei den anderen Kapitänen in seinem Bereitschaftsraum erwartet, der wird enttäuscht. Nicht einmal auf seinen Kommandostuhl nimmt er in dieser Folge Platz. Man würde meinen das hätte Tradition, wenn man stolzer Kapitän eines Raumschiffs ist. Irrtum. Star Trek: Disovery bricht mit den Koventionen. Und das ist gut so.
Auf Star Trek lastete der Druck sich als TV-Serie neu zu erfinden. Der ein oder andere sprach davon, wieder den „Zeitgeist“ einzufangen. Und wie es scheint, ist man auf einem guten Weg dorthin. Sonequa Martin-Green hatte bereits in dem Prolog, bestehend aus den Doppelfolgen „Das vulkanische Hallo“ und „Kampf beim Doppelstern„, ausreichend Gelegenheit ihre Figur mit Ecken und Kanten aufzubauen. Jason Isaacs gelingt das als Captain Lorca in wenigen Minuten und das auf ganz subtile Art und Weise. Der Brite spielt einen sehr ernsten, autoritären und zwielichtigen Captain. Führungsstärke ist für ihn keine Frage des Charakters, sondern des Respekts, den es durchzusetzen gilt. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück, seine Offiziere vor versammelter Mannschaft zu rüffeln („Das ist hier keine Demokratie“). Er ist nicht unsympathisch, auf seine Art auch charismatisch. Klar ist, Lorca führt etwas im Schilde. Was genau, werden wir erst später erfahren.
Von Allergikern und Astromykologen
Statt einer Einzelzelle bekommt Burnham auf der Discovery ein Mehrbettzimmer zugeteilt. Arrangieren muss sich hier mit der Kadettin Sylvia Tilly. Die junge Frau redet nicht nur ziemlich viel, sondern nennt die ein oder andere Unverträglichkeit ihr eigen. Derartige Charaktere hatten es in Star Trek nie leicht. Aufgedrehte Figuren wie Wesley Crusher oder Julien Bashir haben die ersten Staffeln fanseitig nicht gut überstanden. Die Autoren machen mit Sylvia aber eines richtig: Sie machen sie zu einer herzlichen Figur, die in Burnhams feindlicher Umgebung wie ein wohltuender Pol wirkt. Denn Sylvia ist die einzige Person an Bord der Discovery, die Burnham am Ende mit netten Worten empfängt. Man darf gespannt sein, wohin sich ihre Figur noch entwickeln wird.
Anthony Rapp verkörpert den Astromykologen Paul Stamets an Bord des neuen Star Trek Schiffes. Aber was bitte ist ein Astromykologe? Diese fantastische Berufsgruppe bezeichnet im weitesten Sinne Experten für extraterrestrische Pilze und Sporen. Da Captain Lorca die Discovery mit einem experimentellen Sporenantrieb ausgestattet hat, kommt Paul Staments an Bord eine besondere Rolle zu. Stamets steht für den typischen Forscher, der sein Leben der Wissenschaft vermacht hat. Doch bedient sich nun die Sternenflotte und Lorca der experimentellen Technik, um eine neue Form des Reisens zu schaffen. Sie erhoffen sich einen entscheidenden Vorteil im Krieg gegen die Klingonen. Stamets, der ziemlich kühl und egozentrisch auftritt, ist das natürlich zuwider. Bislang zeichneten sich die Ingenieure und Wissenschaftler in Star Trek immer durch ihre lockere und sympathische Art aus. Ich erinnere an Scotty, Miles O’Brien oder Charles Tucker. Paul Stamets scheint das Gegenteil zu sein. Es fehlt schwer, ihn auf Anhieb zu mögen.
Fleißig Sympathiepunkte sammelt Saru, gespielt von Doug Jones. Der große und schlanke Kelpianer ist mittlerweile erster Offizier an Bord der Discovery. Obwohl er keine hohe Meinung von Burnham hat, macht er kein Hehl daraus, die Meuterin schnellstmöglich wieder vom Schiff zu bekommen. Die „Nackenhaare“ stehen ihm hoch, als er merkt, dass das wohl nicht der Fall sein wird. Doug Jones durchbricht mit seinem Spiel mühelos das viele Latex und drückt Saru einen einzigartigen Stempel auf. Ich glaube nach wie vor, dass es ihm schnell gelingen wird, einen für Star Trek typischen populären Charakter zu formen.
Das Geheimnis der Discovery
Die Enterprise war immer der heimliche Star der Serie. In ihre Fußstapfen tritt nun die Disovery. Ein Raumschiff, dessen Design sich an Ralph McQuarries Arbeit für „Planet of the Titans“ anlehnt. Obwohl die Disovery zunächst bei einigen auf Ablehnung traf, passt das Raumschiff gut in die ausgewählte Epoche. Erstaunlicherweise hat man von der Discovery in der Folge selbst nicht allzu viel gesehen. Lange Kamerafahrten um das Schiff gab es praktisch nicht. Ist heutzutage uncool. Die visuellen Effekte fallen ordentlich aus, dennoch kann die computergenerierte Discovery nicht mit der klassischen Tricktechnik mithalten. Es gibt meines Erachtens einen erkennbaren Unterschied zur Modelltechnik wie sie bei Star Trek: The Next Generation Anwendung fand.
Nicht nur im All gibt es dunkle Ecken, sondern auch an Bord des Raumschiffs. Eine davon gehört Gabriel Lorca. In einem Kabinett hortet er Überreste verschiedener Spezies wie das Skelett eines Gorns (!), cardassianische Wühlmäuse und Tribbles. Auch der aggressive „Wasserbär“, der auf dem Schwesterschiff Glenn sein Unwesen trieb, gehört am Ende der Episode zum Sammelsurium Lorcas. Was Lorca damit bezweckt? In den nächsten Folgen wissen wir mehr.
„Context is for Kings“ ist eine spannende und unterhaltsame Episode. Sie bedient sich bewährter Elemente und nutzt dennoch eine neue Art der Erzählung. Die Motivation einzelner Charaktere bleibt im Dunkeln. Das öffnet nicht nur Tür und Angel für wildeste Theorien, sondern verspricht, dass sich Star Trek: Discovery genügend Zeit nimmt, um seine Geschichte zu erzählen.
Fotos: © 2017 CBS Interactive