Star Trek: Discovery erscheint 14 Monate nach der Erstausstrahlung bei den Streamingdiensten CBS All Access und Netflix auf DVD und Blu-ray. Sammler dürfen sich neben den Standardveröffentlichungen über ein Steelbook freuen. Wir haben uns die Blu-ray angeschaut und verraten, ob sich die Investition in das 4-Disc-Set für Neueinsteiger und „Streamingverweigerer“ lohnt.
Wie gut ist die neue Serie?
Geschmack liegt bekanntlich in den Augen des Betrachters. Das trifft nicht nur auf alltägliche und banale Dinge wie Teppichböden, Mützen oder Wandbildern zu, sondern auch auf Unterhaltungsserien. Es ist ziemlich schwer eine allgemein gültige Beurteilung einer TV-Serie abzugeben, die so viele Menschen auf der Welt lieben und schätzen. Um dennoch eine solide Tendenz, Daumen hoch oder runter zu geben, sei gesagt, dass der Kritiker bekennender Fan aller Star Trek Serien und Filme ist. Trotz seiner großen und langjährigen Begeisterung für das Raumschiff Enterprise und deren Ablegern ist der Autor in der Lage, kritische Töne anzuschlagen. Seiner Meinung nach ist Star Trek: Voyager die bislang schlechteste Star Trek Inkarnation. Basta.
Also machen wir es kurz. Discovery ist nicht ohne Fehl und Tadel, aber sicherlich verdammt gutes Star Trek. Die Serie ist die moderne Interpretation einer Saga, die die charakteristischen Eigenarten unserer heutige Zeit reflektiert und auf ihre Art verarbeitet. Den Vorwurf, das Produktionsdesign sei zu fortschrittlich und verletzte den Canon, kann ich nicht teilen. Die Star Trek Macher hatten in jedem Jahrzehnt den Anspruch, ihre Vision der Zukunft zu zeigen. Dass sich die Vorstellung auf das 23. Jahrhundert in den 1960er Jahren von unserer heutigen unterscheidet, ist selbstverständlich. Gene Roddenberrys Entwurf der Zukunft war immer groß genug, um Raum für Neuinterpretationen zuzulassen.
Das versammelte Ensemble um Sonequa Martin-Green, Jason Isaacs und Michelle Yeoh ist eine wirkungsvoll gruppierte Einheit, deren Zusammenspiel von Beginn an funktioniert. Sie alle verkörpern starke und glaubwürdige Charaktere, den ausreichend Platz zur Entfaltung gegeben wird. Während TOS stets um drei Personen kreiste, Autoren und Protagonisten für TNG und DS9 zwei Staffeln für die Definition ihrer Figuren benötigten, haben die Disco-Schauspieler von Beginn an alles im Griff.
Die erste Staffel ist eine wahre Achterbahnfahrt und führt den Zuschauer vom Konflikt mit den Klingonen bis hinein in das düstere Spiegeluniversum. Bei aller Action gibt es ausreichend Momente, die bestes Star Trek Flair versprühen. Es werden Entscheidungen hinterfragt, kritische Töne angeschlagen und schließlich Auswege aus verschiedenen Dilemmas aufgezeigt, die für Gesprächsstoff sorgen. Dass es dabei nicht immer gelingt, Tempo und Niveau ganz oben zu halten, muss man akzeptieren können. Dass die für die Vulkanier typische Geisteshaltung in Sachen Drehbücher nicht immer greift, kann ebenfalls verziehen werden.
Trotz des Lobs muss man festhalten, dass die Autoren hin und wieder über das Ziel hinausschießen. Eine Neuinterpretation der klingonischen Kultur war ebenso nicht notwendig wie die Erfindung des Sporenantriebes mit deren Hilfe die U.S.S. Discovery durch den Weltraum reist. Wie es scheint, haben die Produzenten und die Autoren aus diesen Fehlern für Staffel zwei gelernt. Wenn man über diese „kreativen Freiheiten“ und Logiklöcher hinwegschauen kann, so ist die erste Staffel ein gelungener Auftakt. Sie bildet eine solide Basis für eine neue Star Trek Serie, die die Saga zu einem neuen Höhenflug verhelfen kann.
Fazit: Daumen hoch!
PS: Einzelkritiken zu den Episoden aus Staffel eins findet ihr hier auf Star Trek HD.
Bild und Ton
Star Trek sah nie besser aus. Auch wenn die remasterten TNG-Episoden die Messlatte recht hochlegen, so geht doch der erste Platz an „Disco“. Die Bildschärfe, die kräftigen Farben und der gute Kontrast stechen positiv heraus. Es braucht kein geschultes Auge, um zu erkennen, dass es einen Unterschied zum Bild auf Netflix gibt. Die Blu-ray Disc bietet ausreichend Kapazitäten, um das Maximum aus dem Bild herauszuholen. Der Serie strotzt nur vor Details. Die Auflösung in 1080p High Definition kommt auf großen TV-Geräten richtig zur Geltung. Das Bildformat liegt im 2.00:1 vor, das seit einigen Jahren zum Standard moderner Unterhaltungsserien geworden ist (House of Cards, The Crown, Stranger Things). Das Verhältnis von Breite und Höhe bewegt sich somit zwischen 16:9 und dem klassischen Widescreen-Format, das im Kino Zuhause ist.
Die deutsche Tonspur gibt es nun als komprimiertes Dolby Digital. Wer den HD-Sound vorzieht, muss die englische Sprachauswahl bestätigen. Auch wenn die Dynamik nicht an Blockbuster-Veröffentlichungen heranreicht, so darf der „Zuhörer“ mit dem Gesamtergebnis zufrieden sein.
Special Features
Neben der optimalen Bild- und Tonqualität bilden die Extras mit entfernten Szenen und Hintergrundberichten in der Regel ein weiteres Kaufargument für Blu-rays. Umfang und Laufzeit der „Special Features“ fallen hier üppig aus. Hervorzuheben sind die rausgeschnittenen Szenen, deren Verbleib durchaus der ein oder anderen finalen Schnittfassung nicht geschadet hätten. Der Blick hinter die Kulissen der Kostüm- und Requisitenabteilung ist aufschlussreich, ebenso die Dokumentation über den Bau einzelner Sets.
Doch das ganze Potential möglicher Zusatzinhalte wird nicht ausgereizt. Es fehlen Audiokommentare, frühe Konzeptideen (z.B. Sarus ursprüngliches Erscheinungsbild als mehräugiges Alien) sowie eine kritische und tiefgründigere Auseinandersetzung über die Entstehungsgeschichte von Star Trek: Discovery. Serienschöpfer Bryan Fuller hätte zu Wort kommen müssen, da er maßgeblich an der Entstehung der neuen Serie beteiligt war. Dabei erwarte ich nicht, dass man auf die Gründe für sein frühes Ausscheiden aus der Produktion eingeht. Doch eine differenziertere Betrachtung hätte den ganzen Inhalten mehr Substanz verliehen. So bekommen die „Special Features“ den faden Beigeschmack typischer PR-Kost.
- Discovering Discovery: The Concepts and Casting of Star Trek Discovery: Interviews mit den Produzenten, Autoren und den Darstellern.
- The Star Trek Theme: Eine Diskussion mit Produzent Alex Kurtzman und Komponist Jeff Russo über die Entstehung der Titelmelodie.
- Creature Comforts: Ein Blick hinter die Kulissen der Maskenbildner.
- Designing Discovery: Ein Blick in die Entstehung der Kulissen.
- Creating Space: Jason Zimmerman erklärt, wie das Team die Planeten, die Raumschiffe und den Weltraum in Discovery erschaffen.
- Prop me up: Mario Moreira stellt die Requisiten der ersten Staffel Star Trek: Discovery vor.
- Feeding Frenzy stellt die außerirdischen, kulinarischen Spezialitäten der Show vor.
- A Woman’s Journey konzentriert sich auf die Produzentinnen, Autorinnen und die weiblichen Cast-Mitglieder, die das Thema Inklusion vorantreiben, das von Raumschiff Enterprise gestartet wurde.
- Dress for Success: Kostümdesignerin Gersha Phillips gibt einen Einblick in den Entstehungsprozess der Kostüme. Der Schwerpunkt liegt auf den Produktionsprozess der klingonischen Uniformen
- Star Trek: Discovery – The Voyage of Season One: Das Team blickt in einer 40-minütigen Doku auf die Plot-Twists und Abenteuer der ersten Staffel zurück.
Das Steelbook
Die Oberfläche des Steelbooks ist glatt und hochglänzend. Ein Schwarz-Weiß-Porträt Michael Burnhams ziert die Vorderseite. Der Schriftzug ist als Prägung gedruckt. Rückseite und Innenteil zeigen die USS Discovery. Die vier Discs bilden Burnham, Lorca, Saru und Georgiou ab.
Fazit
Fans, die die Serie mögen, sollten zur Blu-ray greifen. Die Discs punkten nicht nur mit einer hervorragenden Bildqualität, sondern auch mit den zahlreichen Extras, die man bei Netflix vergebens sucht. Bei der Zusammenstellung der „Special Features“ hätte man sich allerdings mehr Mühe geben müssen, um Trekkies einen „ehrlichen Blick“ hinter die Kulissen zu ermöglichen. Einen Punkt Abzug gibt auch für die Tatsache, dass es die Show „After Trek“ nicht auf die Discs geschafft hat.
Blu-ray Details
- Anzahl Disks: 4
- FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
- Studio: Paramount (Vertrieb: Universal Pictures)
- Erscheinungstermin: 22. November 2018
- Spieldauer: 645 Minuten
- Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch, Italienisch, Spanisch: 5.1 Surround
- Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Spanisch, Schwedisch
Das Rückcover der Amaray ist fehlerhaft. Es sind 5 statt 4 Disks ausgewiesen.