Lorca und Burnham begeben sich zur ISS Charon. Sie hoffen auf dem Schiff der Imperatorin alle relevanten Informationen zur Defiant zu bekommen, die aus ihrem Universum vor Jahrzehnten im Paralleluniversum gestrandet ist. Doch es stellt sich heraus, dass die Prüfungen für Burnham und die Crew der Discovery nicht weniger werden. Denn auf der ISS Charon angelangt, zeigt Gabriel Lorca sein wahres Gesicht.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Mit 38 Minuten Spielzeit ist „Blindes Verlangen“ die kürzeste Episode in der Star Trek Produktionsgeschichte, wenn man von den Zeichentrickfolgen absieht.
- Mit dem Verweis auf die USS Defiant schlagen die Autoren einen Bogen zur Episode „Die dunkle Seite des Spiegels“ aus Star Trek: Enterprise.
- Der Titel „Vaulting Ambition“ geht zurück auf William Shakespeares „Macbeth“. Hier heißt“I have no spur to prick the sides of my intent but only vaulting ambition, which o’erleaps itself and falls on the other“ (1. Akt, Szene 7).
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Gabriel Lorca), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Tyler), Hugh Culber (Wilson Cruz), Mary Chieffo (L’Rell), Michelle Yeoh (Imperator Georgiou)
Drehbuch: Jordon Nardino
Regie: Hanelle M. Culpepper
Erstausstrahlung: 21. Januar 2018
Episoden Review:
Es wird düster. Richtig düster. Man wird das Gefühl nicht los, als hätte erst diese Episode den Titel „Into Darkness“ innerhalb der Star Trek Reihe wirklich verdient. Klar ist Discovery im Vergleich zu den anderen Serien rauer. Der Konflikt mit den Klingonen lässt kaum einen anderen Ton zu. Doch hier stößt die Serie wahrhaftig in die dunkelsten Regionen vor. Ist das schlecht? Keineswegs.
Das Spiegeluniversum bietet Autoren den kreativen Freiraum, die geliebten Offizieren der Sternenflotte aus ihrem alltäglichen (friedlichen) Kosmos zu reißen. In „Blindes Verlangen“ nutzt Jordon Nardino seine Chance, um zum großen Schlag in die Magengrube auszuholen. Am schlimmsten erwischt es dabei Michael Burnham – und am Ende auch den Zuschauer.
Zunächst muss sich unsere Hauptprotagonistin ihrem dunklen Schatten stellen und der heißt Philippa Georgiou. Noch immer gibt sie sich den Schuld an dem Tod ihres früheren Captains und nun steht dieser wieder vor ihr. Diesmal in Form von Imperator Georgiou oder genauer geschrieben: Lehnsherr von Vulkan, Dominus von Qo’noS, Regina Andoriae, Imperator, Philippa Goergiou Augustus Iaponius Centaurius. Für Burnham fühlt sich das wie eine Abrechnung an. Das Zusammenspiel zwischen Michelle Yeoh und Sonequa Martin-Green funtioniert ausgezeichnet. Ein Lob geht an Yeoh, die sich als Imperatorin anders in Szene setzt und doch die vertraute Philippa Georgiou hin und wieder durchblitzen lässt. Im Gedächtnis bleibt besonders das gemeinsame Mahl hängen. Ohne Vorwarnung ist Burnham gezwungen einen Kelpianer zu verspeisen, den sie noch kurz zuvor in völliger Ahnungslosigkeit ausgewählt hatte. Der konsternierte Gesichtsausdruck Martin-Greens lässt sich ohne Abstriche auf den Zuschauer übertragen. Hannibal Lecter lässt grüßen. Es soll nicht Burnhams letzte Überraschung in dieser Episode sein.
Lost in Spores
Stamets befindet sich auf der Discovery weiterhin in einem komatösen Zustand. Während Tilly und Saru in der Realität hilflos agieren, wandert der Wissenschaftler im Unterbewusstsein mit seinem Alter Ego durch das Myzel-Netzwerk. Doch der Stamets aus dem Prime-Universum kommt Mithilfe seines Freundes Doktor Culber schnell dahinter, dass die „andere Seite“ nichts Gutes im Schilde führt. Denn der leistet bei der Auslöschung des Myzel-Netzwerks ganze Arbeit.
Obwohl Hugh Culber nicht mehr unter den Lebenden weilt, existiert er für Stamets weiter. Wieso und weshalb bleibt zunächst unbeantwortet. Die Chemie zwischen Anthony Rapp und Wilson Cruz stimmt. Sie spielen in ihren gemeinsamen Szenen richtig gut auf. Doch wirft dies allerhand Fragen auf. Das Myzel-Netzwerk als roter Faden, der durch das ganze Universum geht? Wie es scheint, ist nichts im Netzwerk je wirklich verloren und so kommt es (noch nicht) zum großen Abschied. Fortsetzung folgt.
Voq ist tot, es lebe Tyler
Ein weiterer Offizier, der nicht er selbst ist, ist Ash Tyler alias Voq. Nachdem „Coming out“ in „Der Wolf im Inneren“ ist er dem Wahnsinn verfallen. Seine Persönlichkeitsstörung führt zu ernsthaften körperlichen Schäden. Saru sieht sich veranlasst, die Klingonin L’Rell aufzusuchen. Als er ihr klar macht, dass ihre Pläne obsolet geworden sind, willigt sie ein, Tyler/Voq zu helfen.
L’Rell hat von Beginn an Sympathien für den klingonischen Außenseiter Voq gezeigt. Dass sie sich also entschließt, ihn von seinen Qualen zu befreien, ist nachvollziehbar. Doch die Art und Weise wie das vonstatten geht, mutet arg konstruiert an. Mit Hilfe einer nicht näher erklärten Prozedur bearbeitet sie seine Hirnströme, um im Anschluss auf traditionelle Art den Tot des Kriegers zu verkünden. Der Plot ist die Schwachstelle der Episode.
Die Katze ist aus dem Sack
Burnham kann ihre Maskerade gegenüber der Imperatorin nicht lange aufrechterhalten. Um ihrer Exekution zu entgehen, gibt sie ihre wahre Herkunft preis. Sie offenbart den Plan, Daten über die USS Defiant anzapfen zu wollen. Georgiou gibt ihr schnell zu verstehen, dass das Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Denn der Wechsel des Raumschiffes aus dem Prime-Universum ins Spiegeluniversum erfolgte durch eine interphasische Spalte, der mit dem Tod der Besatzung einherging. Denn diese verlor bekanntlich den Verstand und am Ende brachten sich alle gegenseitig um („Das Spinnennetz„). Und so willigt Burnham augenscheinlich ein, die Technologie des Sporenantriebs gegen die Freiheit einzutauschen.
Gabriel Lorca, der noch immer in einer Agoniekammer weilt, wird die Freiheit aber verwehrt. Zu tief sitzt Georgious Schmerz über seinen Verrat an ihr. Lorca, einst im Spiegeluniversum die rechte Hand der Imperatorin, hatte sie nicht nur hintergangen, sondern ihr auch ihre Adoptivtochter genommen: Michael Burnham.
Und als einbrechendes Licht aus dem All die Imperatorin zusammenzucken lässt, dämmert es Burnham. Mit Lichtempfindlichkeit hat auch ihr Captain zu kämpfen. Und während sie eins und eins zusammenzählt, bahnt sich Gabriel Lorca auf brutale Weise seinen Weg aus der Agoniekammer. Ein Fußtritt auf einen auf dem Boden liegenden Terraner beendet schließlich sein doppeltes Spiel – und die Episode.
Jason Isaacs rabiates Auftreten als Captain der USS Discovery hatte von Beginn für allerhand Gesprächsstoff unter den Fans gesorgt. Sein Verhalten gegenüber anderen Offizieren und sein unkonventionelles Vorgehen war ziemlich „Anti-Sternenflotte“. Auch wenn sich die Anzeichen verdichteten, dass Lorca ein falsches Spiel treiben würde, so kommt die Offenbarung überraschender daher als das Tyler-Voq-Outing. Jason Isaacs scheint in jedem Fall sichtlich Freude an seiner Rolle zu finden. Der für seine rücksichtslose Härte bekannte Colonel William Tavington lässt grüßen.
Fotos: CBS Television Studios