Wieder taucht ein rotes Signal auf. Diesmal direkt bei Kaminar, der Heimatwelt Sarus. Als die Discovery den Planeten erreicht, ist das Signal verschwunden. Michael Burnham und Saru stellen Nachforschungen auf dem Planeten an, bis plötzlich die Ba’ul in Erscheinung treten. Die Jäger warnen die Discovery vor jeglicher Einmischung in die Angelegenheiten des Planeten.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Saru berichtet, dass Captain Georgiou an Bord der Archimedes diente, als sie den ersten Kontakt mit Saru herstellte. Das stellt einen Widerspruch zur „Short Trek“ Folge „The Brightest Star“ dar. Die Aufschrift ihres Shuttles liest SHN 03, was auf die USS Shenzhou hindeutet. In der „Donnergrollen“ hat man in der Nachbearbeitung den Schriftzug SHN entfernt, als Saru von der Begegnung im Rückblick berichtet.
- Die Produktion der „Short Trek“ Folge „The Brightest Star“ erfolgte zeitgleich mit dieser Episode.
- Zunächst sollte Doug Jones (Saru) auch den Ba’ul spielen. Die Aufgabe übernahm sein Freund Javier Botet, der im Horror-Genre kein Unbekannter ist. Als er fünf Jahre alt war, wurde bei ihm das Marfan-Syndrom diagnostiziert, eine Krankheit, die den Betroffenen unnatürlich groß werden lässt, mit langen, dünnen Gliedmaßen, Fingern und stark überdehnbaren Gelenken. Auch wenn die Begleiterscheinungen der Krankheit mitunter gefährlich sind – Botet fällt das Atmen schwer – nutzt er seine durch die Krankheit bedingten körperlichen Eigenschaften, um Filmcharaktere wie Mama und Medeiros (REC) zu erschaffen, die er in den Filmen verkörpert. (Quelle: Wikipedia)
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Anson Mount (Christopher Pike), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Tyler), Wilson Cruz (Hugh Culber), Javier Botet (Ba’ul)
Drehbuch: Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt
Regie: Douglas Aarniokoski
Erstausstrahlung: 21. Februar 2019
Episoden Review:
Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt schlagen mit „Donnergrollen“ ein weiteres Kapitel im Leben von Saru auf. Das verpacken sie in eine unterhaltsame, temporeiche und spannende Episode, die im Nachklang für viel Gesprächsstoff sorgt. Doug Jones gelingt es par excellence den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Er überwindet die Silikonschichten mühelos und verköprert einmal mehr ein Wesen von einer anderen Welt, dem der Zuschauer bedingungslos folgen kann. Sofern ich es nicht schon in einem der früheren Reviews niedergeschrieben habe, so sei noch einmal betont: Doug Jones ist eine Bereicherung für die Serie.
Positiv hervorzuheben ist, dass sich die Story überwiegend um den Kelpianer dreht. Der Auferstehung Hugh Culbers wird zwar auch zwei starken Szenen gewidmet, ansonsten arbeiten sich aber die Autoren an dem einen Plot ab. Nach den zahlreichen parallel verlaufenen Handlungssträngen ist das ziemlich erfrischend. Doch widmen wir uns zunächst Hugh Culber, der nicht ganz überraschend aus dem Myzel-Netzwerk zurückgekehrt ist.
Ist Hugh Culber nicht mehr der Alte?
„Donnergrollen“ eröffnet mit einer schönen Montage. Die Kamera fährt durch die farbenfrohe Flora Kaminars, um dann in das Quartier von Saru zu wechseln, der ein Stück Heimat in Form zahlreicher Pflanzen in seinem Quartier bewahrt hat. Sarus Gang führt in die Krankenstation, wo er sich auf Grund der physischen Veränderung einem medizinischen Check unterziehen muss. In der vorletzten Episode „Der Charonspfennig“ hat er durch das qualvolle „Vaharai“ einen für die Kelpianer längst vergessenen Entwicklungsschritt vollzogen. Die angeborene Furcht ist nun Mut und Selbstbewusstsein gewichen.
Hugh Culber ist indes die Selbstsicherheit abhanden gekommen. Er hockt apathisch auf dem Krankenbett; steht neben sich. Nicht nur seine Isolation im Myzel-Netzwerk hat tiefe Spuren hinterlassen. Auch die Frage nach dem neuen Sein beschäftigt den Doktor. „Bin ich der, der ich glaube zu sein?“ steht in den Augen des Doktors geschrieben. Haben wir es mit einem anderen Hugh Culber zu tun?
Wilson Cruz liefert eine eindringliche Schauspielleistung ab und der Zuschauer ahnt, dass es hinter der Fassade des Doktors ordentlich bröckelt. Es wäre interessant zu sehen, wenn Culbers Ausflug ins Myzel-Netzwerk und die damit verbundene Transformation zurück in die Realität Folgen hat. Hier bietet sich einiges an Potential für Konflikte.
Die Transformation des Kelpianers
Transformationen sind das zentrale Thema der Episode. Neben Culber vollzieht auch der erste Offizier Saru einen tiefgreifenden Wandel seiner Persönlichkeit. Das Beute-Wesen wird im Laufe der Episode zu einem Jäger. Schließlich kippt das ganze Machtverhältnis auf dem Planeten Kaminar und Pike muss sich die Frage gefallen lassen, ob durch sein Handeln die Hauptdirektive nicht massiv verletzt wird. Aber der Reihe nach …
Während Pike, Burnham und Tyler über die Absichten des „roten Engels“ mutmaßen, taucht dieser in der Umlaufbahn von Kaminar auf, der Heimatwelt Sarus. Die Discovery nimmt umgehend Kurs auf den Planeten, um dann wieder festzustellen, dass von ihm jegliche Spur fehlt. Wir erfahren einmal mehr, dass Kaminar von zwei Spezies bewohnt wird. Den Kelpianer, die Beute-Spezies, und deren Jäger namens Ba’ul. Die von den Kelpianern gefürchteten und hochtechnisierten Jäger wahren das „große Gleichgewicht“ auf den Planeten. Die Ba’ul gelten als Isolationisten und so scheint eine Konfrontation unvermeidbar.
Pike entschließt sich Nachforschungen auf dem Planeten anzustellen, wenngleich es zu einem Verstoß gegen die Oberste Direktive führen könnte. Er erhofft sich, dass die kelpianischen Priester Informationen über den „roten Engel“ besitzen. Als Saru nicht für das Außenteam berücksichtigt wird, kommt es zu einem Wortgefecht zwischen Pike und seinem ersten Offizier. Sarus Aggressivität ist hart an der Grenze und wirkt befremdlich. Doch statt souverän zu reagieren, gibt der Captain nach. Zum ersten Mal scheint es, als säße der Captain nicht fest im Sattel.
Saru trifft auf dem Planeten seine Schwester Siranna wieder. Vor zwanzig Jahren brach er bekanntlich zu den Sternen auf und dementsprechend herzlich fällt das Wiedersehen aus. In einer bemerkenswerten Szene beobachtet Burnham das Zusammentreffen der beiden Kelpianer, die sich in ihrer Muttersprache begrüßen. Erst als sie ihren Kommunikator öffnet, kann sie dem Wortwechsel der beiden folgen. Siranna reagiert mit Staunen und offenen Armen auf den Menschen. Binnen weniger Sekunden muss sie erkennen, dass ihre Spezies nicht alleine im Universum ist.
Doch die Harmonie währt nicht lange. Zunächst findet Siranna heraus, dass die überraschende Familienzusammenführung nicht ihretwillen geschieht. Sarus Ankunft gilt dem roten Engel und nicht der Familie. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen den Geschwistern, die schließlich durch das Erscheinen der Ba’ul unterbrochen wird.
Die Szenen zwischen Saru und Siranna sind gut inszeniert. Auf beiden Seiten muss Freude der Enttäuschung weichen. Saru muss erkennen, dass er seine Familie im Stich ließ und Siranna wird sich der Tatsache bewusst, dass Sarus Rückkehr keine Herzensangelegenheit war. Doug Jones und Hannah Spear legen sich ordentlich ins Zeug und so gehören die Szenen in der Episode definitiv ihnen.
Die Ba’ul
Die Ba’ul sind bislang ein großes Geheimnis gewesen. In der „Short Trek“ Folge „The Brightest Star“ haben wir gesehen, dass die Ba’ul technologisch hochentwickelt sind. Die Beziehung zwischen den Kelpianer und den Ba’ul definiert sich durch einen Opferritus. Die Kelpianer, die kurz vor ihrem Vaharai stehen, werden dabei von den Jägern getötet.
Als die Discovery auf die Schiffe der Ba’ul trifft, wird deren technologische Überlegenheit schnell sichtbar. Gigantische Obelisken umkreisen die Umlaufbahn von Kaminar. Um die Spannung auf die Spitze zu treiben, setzen sich die Ba’ul nur via Audio mit der Discovery in Verbindung. Der Tontechniker übertreibt es dabei ein wenig mit dem Stimmverzerrer. Als schließlich noch das Licht während der Audioübertragung gedämpft wird, ist das etwas zu viel des Guten. Den Gruselfaktor hier künstlich hochzuschrauben ist einfach klischeehaft.
Die Ba’ul fordern die Herausgabe Sarus und tatsächlich gelingt es ihnen, den Kelpianer und seine Schwester zu kidnappen. Es kommt zum Showdown und die Ba’ul geben sich zu erkennen. Ihr Design erinnert stark an Armus, der in der TNG-Episode „Die schwarze Seele“ Tasha Yar in die ewigen Jagdgründe schickte. Der eigentliche Twist offenbart, dass die im Wasser lebende Spezies ursprünglich von den Kelpianern gejagt und bis auf wenige hundert Lebewesen reduziert worden war. Denn die Kelpianer waren einst die Predatoren auf dem Planeten. Eine natürliche Entwicklung, die sich nach dem Vaharai einstellt. Saru stellt damit eine Bedrohung für die Ba’ul dar, die es zu beseitigen gilt. Doch der erste Offizier ist über sich hinausgewachsen und so gelingt ihm ein Befreiungsschlag.
Die Offenbarung, dass die Kelpianer ursprünglich die dominante Spezies auf Kaminar waren, ist nicht ganz überraschend. Viele hatten spekuliert, dass sich die Ba’ul als eine weitere Evolutionsstufe der Kelpianer entpuppen würden. Die Drehbuchautorinnen Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt haben in jedem Fall ein spannendes Konzept für eine fremde Zivilisation abgeliefert, das es in der Form im Star Trek Universum noch nicht gab.
Pike und die Oberste Direktive
Seinen Unterhaltungswert verdankt „Donnergrollen“ einem temporeichen Skript, das allerhand Schauwerte liefert. Es hat allerdings auch einen Schwachpunkt und dieser lässt Christopher Pike zum zweiten Mal in der Folge schlecht aussehen. Der Captain entscheidet sich, das „Vaharai“ bei allen Kelpianern auszulösen. Damit verändert er das Gleichgewicht auf dem Planeten. Die Kelpianer können von nun an den Ba’ul die Stirn bieten. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Oberste Direktive. Die Argumentation Burnhams hinkt, dass die Ba’ul durch den technologische Vorsprung nicht überrannt werden können. Pike handelt gegen sein Credo. Er dehnt nicht die Regeln der Nichteinmischung, er bricht sie. Die Frage nach dem Warum beantworten Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt leider nicht.
Fotos: © 2018 CBS Interactive