Wie gut ist Star Trek Into Darkness von Regisseur J.J. Abrams? Kann sich der Film in die Runde der besten Star Trek Streifen einreihen? Vor einigen Tagen bekamen wir die Gelegenheit, uns Star Trek Into Darkness im Rahmen einer Pressevorführung anzuschauen. Eine erste Rezension soll Antworten auf die Fragen liefern. Um die Spannung von Star Trek Into Darkness nicht zu nehmen, verzichten wir auf eine detailierte Inhaltsangabe.
Mit der Neuinszenierung von Star Trek hat J.J. Abrams 2009 die Fangemeinschaft gespalten. Der Regisseur unterzog Roddenberrys Kreation einer radikalen Frischzellenkur. Die neuen Abenteuer des Raumschiffs Enterprise sollten sich vom „Ballast“ der früheren Filme und Serien befreien und so wieder ein größeres Kinopublikum erreichen. Abrams verpasste Star Trek sowohl inhaltlich als auch visuell einen neuen Anstrich. Langjährige Fans mussten hinnehmen, dass viele Details und Gesetzmäßigkeiten, die den Kern der langen Seriengeschichte ausmachten, im wahrsten Sinne des Wortes über Bord geworfen wurden. Das Konzept ging trotzdem auf und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Star Trek spielte weltweit 386 Millionen Dollar ein. Das ist bis dato das beste Einspielergebnis für einen Film der Reihe. Mit Star Trek Into Darkness soll der Höhenflug der Enterprise an den Kinokassen fortgesetzt werden. Dabei gilt es auch, den Spagat zwischen Event-Kino und Fanfilm zu meistern. Ich habe keine Zweifel daran, dass es dem Film gelingen wird.
Über die Handlung
Nachdem die Mannschaft des Raumschiffs Enterprise im letzten Teil erfolgreich zusammengeführt wurde, müssen sich Captain Kirk (Chris Pine) und sein erster Offizier Spock (Zachary Quinto) einer neuen Bedrohung stellen. Wider erwarten, scheint die aus den eigenen Reihen zu kommen. Ein ehemaliger Offizier mit dem Namen John Harrison (Benedict Cumberbatch) übt Vergeltung an seinen Vorgesetzten. Ein gewaltiger Anschlag in London und ein Angriff auf die Führungsriege der Sternenflotte zwingen Admiral Marcus (Peter Weller) zum Handeln. Kirk und seine Mannschaft erhalten den Auftrag, Harrison festzunehmen. Als ihnen das gelingt und der Terrorist seine wahren Motive offenbart, muss der Captain der Enterprise erkennen, dass die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge fließend ist.
Filmkritik
Um eines gleich vorwegzunehmen: Star Trek Into Darkness ist weit entfernt von den Kammerspielen der alten Kinofilme. Er ist eindeutig ein Blockbuster für jedermann. Den Unterhaltungswert für Trekkies bezieht der Film aus dem Umstand, dass er viele klassische Elemente der Serie mit unvorhersehbaren Wendungen versieht. Kirks freie Auslegung der Vorschriften findet im Film ebenso Platz, wie Spocks mentaler Kampf mit seiner menschlichen Hälfte. Zu meiner großen Überraschung dürfen sich die Fans dabei auf ein Potpourri an Verweisen freuen, das ich so nicht erwartet hätte. Neben unzähligen Bezügen zu Charakteren und Ereignissen aus der Originalserie und den Kinofilmen, darf man sich auf Referenzen zu den Serien Star Trek: Deep Space Nine oder Star Trek: Enterprise freuen. Wer nun glaubt, es handle sich lediglich um ein nettes Beiwerk für die Fans, der irrt. Denn einige Zusammenhänge erklären sich in dem Film so viel leichter.
Trotzdem vollbringt Star Trek Into Darkness das Kunststück, ein Film für jedermann zu sein. J.J. Abrams inszeniert ein bildgewaltiges Spektakel, dass seinen Vorgänger aus dem Jahr 2009 in den Schatten stellt. Der Zuschauer erlebt ein episches Katz-und-Maus-Spiel, das immer wieder neue Überraschungen bereithält. Doch die monumentale Inszenierung fordert auch ihren Tribut. Die Autoren Robert Orci, Alex Kurtzman und David Lindelof müssen Logiklöcher in Kauf nehmen, um das Geschehen an die ständig wechselnde Umgebung anzupassen. Dem ein oder anderen Fan werden die Unstimmigkeiten sicherlich auf den Magen schlagen. Von inhaltlichen Aussetzern waren aber auch die früheren Star Trek Filme nicht befreit.
Das Triumvirat um Kirk, Spock und McCoy ist die tragende Säule in der klassischen Serie. J.J. Abrams macht Star Trek Into Darkness zu einer Ensemble-Show, in der jedes Mitglied der Brückenbesatzung eine wichtige Aufgabe im Film ausfüllt. Leider wird Karl Urbans Rolle als Doktor McCoy etwas in den Hintergrund gedrückt, während Simon Pegg (Scotty) und Zoe Saldana (Uhura) deutlich mehr Spielzeit zugesprochen wird. Pegg, der mit voller Inbrunst den schottischen Chefingenieur gibt, drückt einigen Szenen unverkennbar seinen Stempel auf.
Peter Wellers (Robocop) Admiral strahlt die Autorität aus, die man von einem Mann seines Rangs erwartet.
Alice Eve, die im Film seine Tochter Carol spielt, tritt als selbstbewusste Waffenexpertin auf, die sich ihren Platz auf der Brücke der Enterprise aber noch erspielen muss. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, mit wem sie sich die Kommandozentrale teilen muss.
Benedict Cumberbatch („Sherlock“) verleiht seiner Figur John Harrison eine unglaubliche Leinwandpräsenz. Die ist aber auch nötig, da Harrisons Kampf nicht nur körperlich, sondern auch mental ausgefochten wird. Im Vergleich zum Bösewicht Nero ist das wieder eine willkommene Abwechslung. Am Ende des Films wirken seine Handlungen etwas deplatziert. Die wahre Natur seiner Boshaftigkeit will sich nicht offenbaren. Dennoch sind die Parallelen zu Heath Ledgers Joker aus „The Dark Knight“ unverkennbar.
Fazit
Mit Star Trek Into Darkness setzt J.J. Abrams den weltweiten Höhenflug der Enterprise fort. Er inszeniert einen fulminanten Science-Fiction-Film, der trotz des Actionsfeuerwerks seine Figuren nicht aus den Augen verliert. Fans dürfen sich auf jede Menge Referenzen freuen. Es beschleicht einen das Gefühl, als wollte Abrams eine Hommage an das alte Star Trek abliefern.
Autor: Christian Hinze
Laufzeit: 129 Minuten
Regie: J.J. Abrams
Darsteller: Chris Pine, John Cho, Simon Pegg, Zoe Saldana, Karl Urban, Anton Yelchin, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Alice Eve, Peter Weller
Musik: Michael Giacchino