Wir begleiten die Besatzung des neuen Raumschiffs Enterprise in ihr fünftes Jahr – wieder einmal. Doch unsere Reise mit Captain Picard und seiner Mannschaft ist diesmal nicht dieselbe. Denn wir greifen nicht auf die DVDs in den futuristischen Brot-, pardon, Staffelboxen zurück. Auch sehen wir uns keine verwaschene und farblose Wiederholung von Star Trek: The Next Generation im Free-TV an. Nein. Wir erleben die Abenteuer der fünften Staffel von Captain Picard und seiner Mannschaft erstmals in einer brillianten Bild- und Tonfassung – und das ist ein großartiges visuelles Erlebnis! Und so scheint es dem Rezensenten, als würde er noch einmal an der Seite von Picard und Co. in neue unbekannte Galaxien vordringen. Warum er so empfindet, soll das nachfolgende Blu-ray Review klären.
Die fünfte Staffel
Star Trek war nie auf opulente Weltraumschlachten oder fiese außerirdische Invasoren angewiesen. Die Science-Fiction-Reihe stand in erster Linie für „gute Geschichten“. Aber was sind gute Geschichten? Im Englischen bezeichnet „fiction“ die erzählende Literatur. Darin kommt zum Ausdruck, dass es sich nicht um die Beschreibung einer realen, sondern um die Fiktion einer erdachten Wirklichkeit handelt, wobei diese die Realität durchaus schärfer wiederspiegeln kann als eine exakte Beschreibung. Aus der genauen Betrachtung heraus können Autoren Vor- und Nachteile dieser Realität skizzieren, Entwicklungen interpretieren und bewerten. Mit Star Trek hatten die Autoren ein Format, dass es Ihnen erlaubte, ihre Beschreibungen und Beobachtungen der Gegenwart und deren Interpretationen in Erzählungen zu verarbeiten. Das Ergebnis waren Geschichten, die gesellschaftliche, technologische und politische Fragen eindrucksvoll in die Zukunft verlagerten und so jede Menge Zündstoff, aber auch Unterhaltung boten. In seinen Sternstunden vermochte Star Trek wöchentlich gute Geschichten zu erzählen. Die fünfte Staffel von Star Trek: The Next Generation darf als Sternstunde der Serie angesehen werden.
Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, alle erstklassigen Episoden im Einzelnen zu nennen (Wir kommen in unseren Episoden-Reviews darauf zurück). Ich verweise nur auf „Darmok“, „Déjà Vu“, „Ich bin Hugh“ und „Das zweite Leben“ – nur um ein paar großartige Vertreter aus Staffel 5 zu nennen. Während im Serienjahr zuvor die Familie im Mittelpunkt stand, stehen politische Umwälzungen und territoriale Streitigkeiten mit anderen Spezies im Mittelpunkt. Nachdem der klingonische Bürgerkrieg abgewendet werden konnte („Der Kampf um das klingonische Reich“, Teil 2), erfordern der Erstkontakt mit den Tamarianern („Darmok“) und die vermeintliche Aussöhnung zwischen Vulkan und Romulus („Wiedervereinigung“) den vollen Einsatz der Enterprise-Besatzung.
Mit Ro Laren (Michelle Forbes) wird nicht nur eine weitere Figur in die Serie integriert, sondern auch der Konflikt zwischen Cardassia und Bajor eingeführt („Fähnrich Ro“). Die Beziehung zwischen den Cardassianern und der Bajoranern ist später das zentrale Theme der Spinoff-Serie Star Trek: Deep Space Nine (1994 – 1999).
Captain Picard muss sich zwei Jahre nach seiner Entführung erneut seiner Nemesis stellen, als die Enterprise einen jungen Borg rettet („Ich bin Hugh“). Seine Moral wird auf eine harte Probe gestellt, als er entscheiden muss, ob er das kybernetische Lebewesen als Massenvernichtungswaffe einsetzen will oder nicht.
Schließlich durchlebt der Franzose ein alternatives Leben, als eine fremde Sonde sich mit seinem Bewusstsein verbindet. Als Kamin erlebt er den Untergang eines außerirdischen Volkes, um so das Vermächtnis einer ganzen Zivilisation zu wahren („Das zweite Leben“). Die Episode erhielt später einen Hugo Award in der Kategorie „Best Dramatic Presentation“.
Die fünfte Staffel endet schließlich mit dem obligatorischen Cliffhanger, als eine fremde Macht die Menschheit in der Vergangenheit attackiert („Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“, Teil 1).
Bild
Auch wenn die Blu-ray-Umsetzung von Star Trek: The Next Generation in der Gesamtbetrachtung bislang sehr gut ausgefallen ist, so muss man doch bemerken, dass es zwischen den einzelnen Veröffentlichungen der Blu-rays Schwankungen gab. Nach der mäßigen Umsetzung von Staffel 2 durch die Firma HTV hatte CBS Digital alle weiteren Arbeiten an den HD-Fassungen streng überwacht. Entsprechend positiv fiel die Umsetzung der dritten und vierten Staffel aus. Mit der aktuellen Arbeit wollte das amerikanische Studio nun an die vorherigen Veröffentlichungen anknüpfen. Das ist ihnen mehr als gelungen.
Ich habe den Eindruck, dass das CBS-Team das technische Verfahren optimiert hat. Das hochauflösende Bild ist an vielen Stellen noch klarer und schärfer, als wir es bis bislang gesehen haben. Die Farben sind intensiv und kräftig, ohne dabei unnatürlich zu wirken. Die natürliche Farbwiedergabe ist enorm hoch. Sicherlich kommt der Staffel zu Gute, dass viele Szenen unter natürlichem Tageslicht außerhalb des Studios gedreht wurden („Darmok“, „Fähnrich Ro“, „Das Recht auf Leben“, „Das zweite Leben“, „Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“, Teil 1). Doch auch die Studioaufnahmen bestechen durch ein sehr gutes Bild. Hier profitieren besonders die dunklen Aufnahmen, die sich nun durch einen ordentlichen Kontrast und mehr Bewegungsschärfe auszeichnen.
Die futuristischen Kulissen und Requisiten sowie die vielen wundervollen Kostümen werden auf der Blu-ray noch lebendiger. Wer denkt, dass TNG dem HD-Bild nicht standhalten kann, der irrt sich (abermals). Kaum zu glauben, dass seit der Erstausstrahlung der Serie mehr als 25 Jahre vergangen sind.
Es gibt vereinzelt Szenen, die durch eine leichte Unschärfe und ein körniges Bild auffallen, dies ist aber dem Zustand des Originalmaterials geschuldet. Am häufigsten ist das Phänomen bei Kameraschwenks zu beobachten. Hier bricht die gute Detailauflösung hin und wieder zusammen. Von den insgesamt 1.170 Spielminuten mussten 140 Sekunden hochskaliert werden, da die Originalaufnahmen in den Archiven nicht gefunden wurden („Ein missglücktes Manöver“, „Ungebetene Gäste“). Doch dies schmälert in der Summe die Freude an dem tollen Bild kaum.
Die Überarbeitung der visuellen Effekte wurde im Vorfeld als Mammut-Aufgabe betrachtet. CBS meistert die Aufgabe mit Bravour. Bei Szenen im Weltall verschwindet die Grenze zwischen klassischer Modellaufnahme und CGI-Effekt zunehmend. Keine Frage, der Grad an Realismus hat mit der fünften Staffel einen neuen Höhepunkt erreicht. Nur keinen Stillstand bitte, mag man sich bei CBS Digital gedacht haben. Und so sind bereits remasterte Effektaufnahmen weiter verbessert worden. So zum Beispiel Szenen, in der die Enterprise an der Kamera vorbeizieht. Mit der Überarbeitung der Serie bot sich die Möglichkeit, Fehler in der Postproduktion zu korrigieren. So geschehen in der Folge „Darmok“, in der Phaserstrahlen ursprünglich aus der Abschusskammer der Photonentorpedos kamen .
Mit der Erstausstrahlung in den 1990er Jahren betrat TNG in Sachen Computeranimation noch Neuland. Bei der Wiederherstellung der Animationen für die Blu-ray-Fassungen, hat man darauf geachtet, die ursprüngliche Gestaltung exakt nachzustellen (siehe „Gefährliche Spielsucht“). Gleiches gilt für zahlreiche LCARS-Animationen, die in der Postproduktion hinzugefügt wurden und daher nicht wiederverwendet werden konnten.
Ton
Es ist unnötig zu schreiben, dass die remasterte DTS-HD Tonspur alles in den Schatten stellt, was man bislang akkustisch von der Serie vernommen hat. Alle Audiokanäle werden voll beansprucht und schaffen eine wunderbare Klangkulisse. Einziger Wermutstropfen ist, dass der 7.1 Sound lediglich im Originalton vorliegt. Wer sich für deutsche Tonspur entscheidet, muss weiterhin mit Mono leben.
Extras
Wir dürfen uns über ein unterhaltsames Gag Reel freuen, dass mit einer Spielzeit von 7:29 Minuten ganz ordentlich ausgefallen ist. Die geschnittenen Szenen verdeutlichen, wie heiter es am TNG-Set zugegangen sein muss. Man stelle sich die Verzweifelung der Regisseure vor, wenn die Schauspieler mitten im Dreh die Star-Trek-Melodie anstimmen.
Die zweiteilige Dokumentation „Requiem: Erinnerungen zu Star Trek: The Next Generation“ wurde eigens für die Blu-ray produziert. Im ersten Teil „Das Wohl Vieler“ liegt der Schwerpunkt bei den Autoren Brannon Braga und Ronald D. Moore, die über ihre frühere Zusammenarbeit berichten. Ebenfalls zu Wort kommen Naren Shankar, Morgan Gendel und René Echevarria, der u.a. von seiner sehr kurzen Begegnung mit Gene Roddenberry berichtet. Die Interviews werden von Archivaufnahmen des Star-Trek-Schöpfers unterbrochen, der 1981 über die Idee und Philosophie seiner Serie sprach. Die Dokumenation ist recht kurzweilig und unterhaltsam. Hardcore-Fans werden allerdings wenig Neues in Erfahrung bringen.
Ganz anders sieht es beim zweiten Teil der Doku aus. „Das Wohl Einzelner“ beginnt zunächst mit einer Meldung von Entertainment Tonight aus dem Jahr 1991, die von Gene Roddenberrys Tod berichtet. In den darauffolgenden Interviews erinnern sich Jonathan Frakes, Marina Sirtis und Rick Berman an den Tag, als die traurige Nachricht das Set erreichte. Dieser Punkt in der Geschichte von Star Trek ist nie richtig beleuchtet wurden, was Robert Meyer Burnett und Roger Lay, Jr. in ihrer Dokumentation nun nachholen. Den Abschluss bildet ein Blick hinter die Kulissen von Episoden wie „Déjà Vu“ und „Das zweite Leben“. Es ist bedauerlich, dass Gaststars wie Ashley Judd, Michelle Forbes und Colm Meaney hier nicht zu Wort kommen. Ein Kommentar von Leonard Nimoys zu seinem TNG-Auftritt hätte die Dokumentation sicherlich aufgewertet, aber der Schauspieler lehnte eine offizielle Anfrage ab.
Star Trek verdankt den Erfolg u.a. seinen Komponisten, die Woche für Woche die Reisen der Enterprise musikalisch untermalten. Leider hatte man bis heute nur sehr wenig über Ron Jones, Dennis McCarthy und Jay Chattaway erfahren. Der Beitrag „Im Gespräch: Die Musik von Star Trek: The Next Generation“ schließt diese Lücke. Unter der Moderation von Jeff Bond, Buchautor von „The Music of Star Trek“, sprechen die Autoren über ihre Zeit bei Star Trek. Das Gespräch ist unterhaltsam und deutlich informativer als das Zusammentreffen der Ausstattungskünstler in den Extras von Staffel 4. Wer für Soundtracks wenig über hat, der wird mit der 70-minütigen (!) Aufzeichnung wenig Freude haben, da sich alle Teilnehmer sehr oft in ihrem Fachjargon verlieren.
Cover und Hülle
Die Discs liegen in einer Elite Hülle mit Pappschuber. Die FSK12 Kennzeichung ist als Aufkleber auf dem Schuber angebracht. Sie kann mühelos abgezogen werden. Ein Promotion-Aufkleber wirbt für eine Paysafe Card und Game Key für das Spiel Star Trek Online, die der Box beiliegen. Der Schuber in Hochglanz hat einen Reliefaufdruck. Um die Inhalte der einzelnen Discs zu erfassen, muss das Inlay aus der Hülle genommen werden.
Disc-Menü
Vorschaubilder
Fazit
Bisweilen fesselte Star Trek: The Next Generation mit seinen erstklassigen Episoden. Nun gewinnt die Serie mit der Neuveröffentlichung auf Blu-ray zusätzlich an Qualität, was nicht nur bei Trekkies für Begeisterung sorgen wird. Mit der fünften Staffel zieht CBS Digital nochmal alle Register und steigert somit die Vorfreude auf die letzten beiden Blu-ray-Veröffentlichungen ins Unermessliche.
Staffel 5 auf Amazon.de bestellen
Disc-Übersicht
Disc 1:
- Der Kampf um das klingonische Reich, Teil II
- Darmok
- Fähnrich Ro
- Das Recht auf Leben
- Katastrophe auf der Enterprise
Special Features:
- Episoden Promotion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Missionsübersicht Jahr 5
Disc 2:
- Gefährliche Spielsucht
- Wiedervereinigung?, Teil I
- Wiedervereinigung?, Teil II
- Der zeitreisende Historiker
- Die Soliton-Welle
Special Features:
- Episoden Promotions
- Entferne Szene (HD)
- Aus dem Logbuch-Archiv: Abteilungsberatung Jahr 5: Produktion
Disc 3:
- Der einzige Überlebende
- Geistige Gewalt
- Das künstliche Paradies
- Mission ohne Gedächtnis
- Ungebetene Gäste
Special Features:
- Episoden Promotion
- Aus dem Logbuch-Archiv: Abteilungsberatung Jahr 5: Visuelle Effekte
Disc 4:
- Die Operation
- Verbotene Liebe
- Déjà vu
- Ein missglücktes Manöver
- Hochzeit mit Hindernissen
Special Features:
- Episoden Promotion
- Entfernte Szenen (HD)
- Audiokommentar mit Brannon Braga und Seth MacFarlane zu „Déjà vu“
- Audiokommentar mit Ronald D. Moore und Naren Shankar zu „Ein missglücktes Manöver“
- Aus dem Logbuch-Archiv: Unvergessliche Missionen
Disc 5:
- Eine hoffnungslose Romanze
- Die imaginäre Freundin
- Ich bin Hugh
- So nah und doch so fern
Special Features:
- Episoden Promotion
- Audiokommentar mit René Echevarria und Mike & Denise Okuda zu „Ich bin Hugh“
- Aus dem Logbuch-Archiv: Das Vermächtnis von Roddenberry
- Aus dem Logbuch-Archiv: Intergalaktische Gaststars
- Aus dem Logbuch-Archiv: Alien-Sprache
- Entferne Szenen (HD)
Disc 6:
- Das zweite Leben
- Gefahr aus dem 19. Jahrhundert, Teil I
Special Features:
- Audiokommentar mit Morgan Gendel und Mike & Denise Okuda zu „Das zweite Leben“
- Episoden Promotion
- Gag Reel (HD)
- Im Gespräch: Die Musik von Star Trek: The Next Generation (HD)
- REQUIEM: Erinnerungen zu Star Trek: The Next Generation (HD)
Teil 1: Das Wohl Vieler
Teil 2: Das Wohl Einzelner - Entfernte Szenen (HD)
Technische Daten
Laufzeit: ca. 1183 Minuten
Bildformat: 1080p HD
Sprachen: Deutsch Stereo, Englisch DTS-HD Master Audio 7.1, Englisch Stereo, Spanisch Mono, Französisch Stereo, Italienisch Stereo, Japanisch Stereo
Untertitel: Italienisch, Schwedisch, Spanisch, Deutsch, Finnisch, Japanisch, Englisch, Französisch, Holländisch, Norwegisch, Dänisch