Nachdem ich in den letzten Jahren viel durch Europa gereist bin, habe ich mich entschlossen, meinen Urlaub diesmal in Amerika zu verbringen, genauer gesagt in Kalifornien. Die Entscheidung für den Bundesstaat fiel nicht schwer, sprechen doch zwei Argumente für einen Aufenthalt an der amerikanischen Westküste. Zum einem kann man sich in den Sommermonaten auf gutes Wetter verlassen (die meisten Niederschläge fallen in den Monaten November bis März.), zum anderen befinden sich zwei bemerkenswerte Städte in dem Bundesstaat: San Francisco und Los Angeles. Letztere ist die zweitgrößte Stadt in den USA und Oberzentrum der amerikanischen Filmindustrie. In keiner Stadt ist Star Trek mehr „Zuhause“ als in LA. Ich tauche also ein in in zwei Städte, die untrennbar mit der Kultserie verbunden sind. Stets auf der Suche nach den Orten, die Star Trek eine Bühne boten. Ein Reisebericht in drei Teilen.
Teil 1: Die Paramount Studios
Die erste Adresse in Los Angeles, die sich jedem Trekkie sofort aufdrängt, sind natürlich die Studios auf dem Gelände der Paramount Pictures in der 5555 Melrose Avenue. Mit dem Kauf der Produktionsfirma Desilu durch Gulf & Western, übernahm Paramount 1967 nicht nur die Studios, sondern auch deren Filmrechte, darunter die von Star Trek. Wer sich also heute auf das Gelände der Paramount Studios begibt, der wandelt auf den Spuren der Kultserie.
Auf das Gelände der Paramount Pictures gelangt man über das Melrose Gate. Der unverwechselbare Schriftzug des Studios ziert den Eingang. Gleich hinter dem Tor befinden sich zahlreiche Parkflächen, darunter einer mit blauen Asphalt. Der Blue Sky Tank, so nennen die Mitarbeiter die Fläche, wird gelegentlich mit Wasser gefüllt. Denn durch ein gigantisches Wolken-Panorama am anderen Ende kann mit Hilfe der Kameratechnik die Illusion eines Ozeans geschaffen werden.
Viele bekannte Filme darunter „Die zehn Gebote“ mit Charlton Heston sind hier entstanden. Für Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart (1986) und Star Trek: Der Aufstand (1998) wurde der Parkplatz auch genutzt.
So gingen Kirk und Spock mit einem klingonischen Bird Of Prey baden, während Picard und Data ein Holoschiff in einem See auf Ba’ku vorfanden. Direkt am Blue Sky Tank steht das Gene Roddenberry Building, das nach dem Schöpfer von Star Trek benannt ist. Darin sind heute zahlreiche Produktionsbüros untergebracht.
Unweit der Parkplätze, im südwestlichen Teil des Studiogeländes gelegen, liegt das Hart Building.
Das nach dem Stummfilm-Cowboy-Star William S. Hart benannte Gebäude war in den 80er und 90er Jahre das Zuhause der Star Trek-Autoren. Direkt gegenüber, in der 3rd Street, sthet das Gary Cooper Building, in dem die Produzenten wie Rick Berman , Brannon Braga und Michael Piller arbeiteten.
Natürlich prägen die vielen Produktionshallen das Bild. Große schwarze Ziffern zieren die weißen Hallen und geben Aufschluss darüber, um welche Bühnenhalle es sich handelt. Stage 31 im Norden war das Zuhause der klassischen Serie.
Unter dem Dach befanden sich alle Sets der alten Enterprise wie die Brücke, der Maschinenraum und auch der Transporterraum. Über den Dächern von Hallen 30 und 31 ragen die großen Buchstaben der Traumfabrik, die sich auf den Hollywood-Hills befinden.
Am jeden Eingang einer Halle sind unübersehbar bronzefarbene Tafeln angebracht. Auf goldenen Plaketten sind die Namen und die Produktionsjahre der Filme und der Serien eingraviert, die hinter diesen Wänden ihr Zuhause hatten. Die wohl prominenteste Tafel aus Trekkie-Sicht findet man an der Stage 8.
Unter jenem Dach waren bis auf Deep Space Nine (Stage 4) nicht nur alle Star-Trek-Serien Zuhause, sondern auch die Kulissen von Star Trek: Am Rande des Universums (1989), Star Trek VI: Das unentdeckte Land (1991) und Star Trek (2009) untergebracht. Derzeit wird die Bühne für die Krimiserie NCIS: Los Angeles genutzt.
Direkt an Stage 8 angeschlossen ist die Halle mit der Nummer 9. Ende der 70er Jahre waren hier die Kulissen für die zweite Serie namens Star Trek: Phase II aufgebaut, woraus schließlich der erste Kinofilm wurde (1979). Darüber hinaus wurden hier alle Sets der Enterprise A errichtet, ebenso die Kulissen für den klingonischen Bird Of Prey aus Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart.
Schließlich fanden auch die TNG-Sets ihr Zuhause in Stage 9, so zum Beispiel der Maschinenraum, die Korridore (Umbauten aus den für früheren Star Trek Filmen) und das Shuttle-Hangar. Nach dem Ende von TNG beherbergte Stage 9 den Maschinenraum der USS Voyager sowie die Korridore des Schiffes. Nach dem Ende der Serie wurden hier gelegentlich temporäre Sets wie z.B. die remanischen Minen aus Star Trek: Nemesis (2002) und Rura Penthe aus Star Trek: Enterprise aufgebaut.
Nicht unweit der beiden Hallen, etwa schräg gegenüberliegend, stößt man auf Stage 4. Die wichtigsten Räumlichkeiten von Star Trek: Deep Space Nine hatten hier ihr Zuhause. Die Ops, die Korridore und die Frachträume waren hier sieben Jahre lang zu finden (1993 bis 1999). Unter dem Dach waren 1989 auch einige Kulissen von Shatners Star Trek V untergebracht.
Obwohl derzeit keine Star-Trek-Sets auf dem Paramount Gelände errichtet sind, so findet man doch zahlreiche Ecken, die aus der Serie bekannt sind. Das prominenteste Außenset ist ein Nachbau New Yorks.
Zwischen den Häusern, bei denen nur die Fassade echt sind, sind diverse Episoden gedreht worden. Die bekannteste Folge ist „Epigonen“ aus Star Trek: The Original Series. Darin treffen Kirk und Spock auf eine außerirdische Zivilisation, deren Gesellschaft auf einem Buch über das Bandenwesen in Chicago der 1920er Jahre basiert.
Auf dem New-York-Set sind ebenfalls Szenen für die Episode „Neue Intelligenz“ von Star Trek: The Next Generation entstanden. Troi, Data und Worf versuchen in einer Nachbilddung der amerikanischen Stadt, das Geheimnis über die Entstehung einer neuen Lebensform auf dem Holodeck zu entschlüsseln.
Wer sich zwischen den Gemäuern bewegt, der vermutet sich wirklich an einer Ecke von Brooklyn aufzuhalten. Betritt man allerdings einen der Eingänge, dann wird man schnell daran erinnert, dass alles im wahrsten Sinne des Wortes nur Fassade ist. Denn hinter Türen und Fenster stößt man auf allerhand Holz- und Spanplatten. Szenen, die innerhalb der Gebäude spielen, werden ausschließlich in den Studio gedreht. Wer weiter über das Gelände der Paramount Studios zieht, der begegnet auch außerhalb des New-York-Sets Häuser, die einem bekannt vorkommen.
Das Schulberg Building im Herzen des Paramount Geländes zum Beispiel diente als ekosianisches Hauptgebäude in der umstrittenen Folge „Schablonen der Gewalt“.
Vor vielen Jahren konnte man mit dem Auto direkt zum Gebäude vorfahren. Heute findet man einen grünen Park vor, der die Studiomitarbeiter zum Erholen einlädt. An dem Erscheinungsbild des Gebäudes hat sich aber kaum etwas geändert. Auf der rechten Seite grenzt das Lubitsch Building an, benannt nach dem deutsch-amerikanischen Filmregisseur und Schauspieler Ernst Lubitsch. Es ist u.a. in Brian de Palmas „Mission: Impossible“ aus dem Jahr 1996 zu sehen.
Die Halle des Paramount Theatre diente 2005 der Enterprise-Episode „Dämonen“ als Kulisse. In dessem Foyer inszenierte Levar Burton ein Zusammentreffen verschiedener Spezies auf der Erde, die sich über eine Koalition der Planeten verständigen.
Jeder Star-Trek-Fan, der die Gelegenheit hat, nach Los Angeles zu reisen, der sollte sich die Zeit nehmen, die Paramount Studios zu besuchen. Obwohl derzeit keine Serie und kein Spielfilm auf dem Gelände gedreht wird, so weht doch allerhand Star-Trek-Flair zwischen den Filmstudios und den Gebäuden auf dem Gelände in der Melrose Avenue. Für 53 Dollar pro Person kann man eine zweistündige Führung buchen und erhält so einen interessanten Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik. Tickets können online unter www.paramountstudiotour.com gebucht werden.
In meinem zweiten Teil des Reiseberichtes schreibe ich über die Star-Trek-Drehorte in und um Los Angeles.
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