Auf dem Weg zu einer geheimen diplomatischen Mission wird Sarek von einem vulkanischen Attentäter angegriffen. Schwer verletzt treibt der Vulkanier hilflos im All. Michael Burnham, die über eine starke geistige Verbindung zu ihrem Ziehvater verfügt, will ihn mit allen Mitteln retten. In der Zwischenzeit bekommt Gabriel Lorca Besuch von Admiral Cornwell. Sie sorgt sich um seinen Geisteszustand und droht ihm das Kommando über die U.S.S. Discovery zu entziehen.
Hintergründe und Wissenswertes:
- Die Szenen auf Vulcan wurden beim Aga Khan Museum in Toronto gedreht (Link: httpss://www.agakhanmuseum.org).
- Mia Kirshner tritt in Rolle als „Amanda Grayson“ u.a. in die Fußstapfen von Jane Wyatt und Winona Ryder.
- Die U.S.S. Enterprise als ein Schiff der Constitution-Klasse wird erstmals in der Serie erwähnt.
Quelle: Memory-Alpha.org
Schauspieler: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Gabriel Lorca), Doug Jones (Saru), Anthony Rapp (Paul Stamets), Mary Wisemann (Sylvia Tilly), Shazad Latif (Ash Taylor), Emily Coutts (Kyla Detmer), Hugh Culber (Wilson Cruz), Jayne Brook (Katrina Cornwell), James Frain (Sarek), Kenneth Mitchell (Kol)
Drehbuch: Joe Menosky und Ted Sullivan
Regie: Douglas Aarniokoski
Erstausstrahlung: 22. Oktober 2017
Episoden Review:
Gabriel Lorca sitzt. Zum ersten Mal überhaupt nimmt der Captain auf dem ihm zugedachten Kommandostuhl Platz. Wer glaubt, dass nun alles in bester Ordnung sei, der irrt sich. Der neue Captain hat mehr Probleme als gedacht.
In der vorherigen Episode erfuhren wir, dass Lorca sein früheres Schiff, die U.S.S. Buran, gesprengt hatte. Er wollte damit verhindern, dass seine Crew in die Gefangenschaft der Klingonen gerät. Denn diese wäre aus seiner Sicht viel qualvoller gewesen als der Tod. Ein Captain der Sternenflotter als Henker? Schwer vorzustellen. Nun erfahren wir in „Lethe“, dass der Captain nach der Tragödie eine Reihe von psychologischen Tests durchlaufen musste, bevor er als wieder als Kommandant eingesetzt werden durfte. Wie es scheint, hat er alle Eignungstests mit Bravour bestanden. Doch die Geister der Vergangenheit suchen Lorca immer wieder heim. Die Situation eskaliert, als er seiner Freundin Katrina Cornwell während eines „gemeinsamen Nickerchens“ einen Phaser unter die Nase hält. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Waffe nicht auf Betäubung stand.
Cornwell ist über Lorcas pathologisches Verhalten entsetzt und macht deutlich, dass sie ihm das Kommando über die Discovery entziehen muss. In keinem Fall will sie „die mächtigste Waffe im Besitz der Sternenflotte in die Hände eines gebrochenen Mannes legen“. In diesem Moment fällt Lorcas Fassade in alle Einzelteile. Er kann nicht akzeptieren, dass ihm das Kommando entzogen wird. Es ist alles, was er nach eigenen Worten noch besitzt. Als Cornwell ein Shuttle besteigt, um die Mission Sareks zu vollenden, beschleicht dem Zuschauer ein mulmiges Gefühl. Wäre Lorca in der Lage, einen anderen Sternenflottenoffizier auf Grund persönlicher Interessen zu schaden?
Glücklicherweise ist dem nicht so, allerdings kommt Cornwells Gefangenschaft Lorca zum richtigen Zeitpunkt. Denn der Admiral gerät in einen klingonischen Hinterhalt von Kol. Statt seiner Freundin zur Hilfe zu eilen, möchte er zunächst die Befehle der Sternenflotten abwarten. Eine egoistische Kehrtwende des Captains.
Jason Isaacs spielt einen nach außen knallharten Typen, der innerlich zerissen ist. Im Gegensatz zu Jean-Luc Picard oder Benjamin Sisko, die im Kampf gegen die Borg oder das Dominion ihre noblen Ideale für eine kurze Zeit bei Seite legten, scheint Gabriel Lorca wirklich vom Weg abgekommen zu sein. Das bedeutet nicht, dass er seine Crew rücksichtlos fallen lassen würde. Allerdings ist er im Stande, seine Vorgesetzen zu hintergehen. Nun müssen wir uns die Frage stellen, ob Lorca auf den rechten Pfad zurückfinden kann oder ob er seine Figur in den Untergang treibt. Aus meiner Sicht ist das die spannendeste Frage, die man stellen kann. Obwohl Michael Burnham ursprünglich als Außenseiter das Raumschiff Discovery betreten hat, ist es Lorca, der zum Zündlein an der Waage wird. Das Pendel schlägt also um.
In Fan-Kreisen und im Netz wird derzeit viel darüber diskutiert, ob eine Figur wie Lorca überhaupt ins Star Trek Universum passt. Ich meine ja. Die besten Geschichten hat Star Trek immer dann hervorgebracht, wenn der Fokus auf den Charakteren lag, die sich ihren inneren Konflikten stellen mussten. Lorcas Konflikt ist komplex und bietet viel Raum für interessante Geschichten. Die Autoren müssen aber darauf achten, dass seine Obsession für das Kommando nicht zu sehr ausartet. Der Krieg hinterlässt Spuren, allerdings sollte Lorcas Aussicht auf Heilung nicht allzu lange auf sich warten lassen. Sonst wird er nur schwer auf dem Stuhl des Captains zu halten sein.
Sarek lüftet sein Geheimnis
Der Schwerpunkt der Episode „Lethe“ liegt auf der Beziehung zwischen Michael Burnham und Sarek. Der vulkanische Botschafter und seine Frau Amanda hatten Michael als Kind aufgenommen, nachdem ihre Eltern bei einen Angriff der Klingonen ums Leben kamen. Wir erfahren, dass es in ihren frühen Jahren auf Vulcan zu einem zweiten Schicksalsschlag kam. Als Kind wird Michael Opfer eines Anschlags von vulkanischen Extremisten, die die Integration von Menschen in ihre Gesellschaft ablehnen. Nur durch eines Geistesverschmelzung kann Sarek das Mädchen zurückholen. Durch diese Verbindung wurde ein Band geschaffen, das „Tochter“ und Vater über Lichtjahre hinweg miteinander verbindet.
Es ist diese Verbindung, die Michael Burnham ahnen lässt, dass Sarek etwas zugestossen sein muss. Denn ein vulkanischer Begleiter Sareks entpuppt sich überraschend als Anhänger der extremistischen Bewegung und jagt sich kurzerhand „selbst in die Luft“. In letzter Sekunde kann sich der Botschafter dank eines Kraftfelds auf seinem Raumschiff noch in Rettung bringen. Burnham spürt Sareks Leiden, aber es fällt ihr schwer eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Denn nachdem sie in sein Bewusstsein eingedrungen ist, tut ihr Ziehvater alles, um sie von sich fernzuhalten.
Burnham reist bei dem Austausch einige Jahre in die Vergangenheit und kommt dahinter, dass Sarek ein großes Gefühl der Scham entwickelt hat. Denn die vulkanische Wissenschaftsakademie weigerte sich zwei Kinder von Sarek aufzunehmen. Sein Sohn Spock und Michael sind keine Vollblutvulkanier und so muss sich Sarek für eines seiner beiden Kinder entscheiden. Seine Wahl fällt auf Spock und dieser wird, wie Trekkies wissen, der Sternenflottenakademie den Vorrang geben. Statt Michael die Wahrheit über seine Entscheidung für Spock mitzuteilen, lässt er sie in dem Glauben, dass ihre Leistungen für die Aufnahme an der Akademie nicht ausreichend wären. Dieser Irrglaube nagt in all den Jahren an Michael.
Die Beziehung zwischen Michael Burnham und Sarek wird ordentlich durchleuchtet und bietet am Ende eine große Portion Fanservice. Denn bislang war nicht bekannt, weshalb Sarek die Entscheidung Spocks, ein Studium an der Sternenflottenakademie aufzunehmen, abgelehnt hatte. Der Konflikt würde schließlich dazu führen, dass sich Vater und Sohn jahrzehntelang aus den Weg gingen.
James Frain macht seinen Job als Sarek sehr ordentlich und seine stärkste Szene ist auf der Krankenstation. Als er von Burnham mit dem Erlebten konfrontiert wird, muss er seine bewegte Gefühlswelt hinter dem typisch emotionslosen Gesichtsausdruck verbergen. Ein Kraftakt für Sarek wie man sehen kann.
Fotos: CBS Interactive
Tolle Reviews! Keep them coming! 🙂
Taue der Serie gegenüber auf. Die Wahl die Sarek treffen musste (von der wir in dieser Folge erfahren) gibt seinem Verhältnis zu Spock zusätzlich Tiefe und Tragik und hier schafft es DSC wirklich dem Star Trek Universum was hinzuzufügen. Der mMn schwächste Charakter der Serie ist immer noch Michael Burnham: sie ist sehr emotional und trifft rasche unüberlegte Entscheidungen, gibt aber vor mit Logik zu handeln und stets cool zu sein. An sich eine interessante Dynamik für einen Charakter, nur habe ich das Gefühl, dass die Autoren und Schauspielering sie nicht absichtlich so darstellen. Auch Saru finde ich nicht kohärent geschrieben: im einen Moment macht er Michael Burnham nieder, im nächsten lobt er sie als beste Offizierin mit der er jeh gedient hat.
Dem gegenüber steht vor allem Lorca und auch Tyler, der eine gute Chemie mit Martin-Green hat (was die Serie bitter braucht) und auch Paul Stamets, der am Anfang unsympatisch rüberkam, aber deutlich besser herausgearbeitet wurde. Zu Beginn waren mir Voq und L’Rell überaschenderweise mehr ans Herz gewachsen als die Starfleet Crew. Naja, bin gespannt wie es nach dem Cliffhanger im Januar weitergeht.
Ich sehe das ähnlich. Die Serie will etwas zu viel, kann es aber (noch) nicht liefern. Die ersten neun Folgen wirken etwas gehetzt und chaotisch und können auch kaum noch einmal als Einzelfolgen in der Wiederholung genossen werden. Daß man sodann schon nach 9 Folgen eine Halbstaffelpause einlegt, ist ebenfalls nicht besonders glücklich.
House of Cards und Game of Thrones haben gezeigt, wie man in jeweils 10 Folgen einer Staffel sehr viel Handlung, Charakterentwicklung und Cliffhanger einbauen kann und die Staffeln trotzdem in sich abgeschlossen und „rund“ wirken. Davon ist DSC noch meilenweit entfernt. Man hat sehr viele Handlungsfäden gesponnen, offen gelassen und wird sie vermutlich nie wieder aufnehmen, obwohl dieser Eindruck erweckt wird.
Am Anfang dachte man noch, die vielen Widersprüche und offenen Fragen würden sich in späteren Folgen aufklären und das Ganze sei wirklich eine große, gut durchdachte Story in 15 Akten. Aber die Hoffnung schwindet, daß das wirklich so ist. Bislang ist leider nicht im Ansatz ersichtlich, wie sich das einerseits später mal widerspruchsfrei in das bestehende Star-Trek-Universum einfügen soll – es sei denn, bislang hat alles in einem Spiegeluniversum gespielt -, andererseits die Serie sich zu etwas entwickeln soll, woran man sich noch in einigen Jahren und Jahrzehnten gerne erinnert und was über die engeren Fankreise hinaus Teil der Popkulturgeschichte werden könnte, wie es TOS und TNG geschafft haben.