Etwas mehr als eine Woche vor Veröffentlichung der zweiten Staffel von TNG auf Blu-ray, sprach Trekcore mit den Beratern des TNG Remastered Projektes, Mike und Denise Okuda hinsichtlich der Herausforderungen der Staffel 2 und wie das Remastering Team HTV mit Hilfe von Dan Curry die Serie in das High Definition brachte.
Hier nun der komplette erste Teil des Interviews in sinngemäßer Übersetzung:
Trekcore: Hat das etwas andere Filmmaterial, welches in Staffel 2 genutzt wurde Auswirkungen auf das Aussehen der Blu-ray? Wo die erste Staffel noch sehr glänzend und lebendig wirkte, kommt die zweite Staffel matter und dramatischer, fast filmisch rüber.
Denise Okuda: TNG, wie jeder andere Ableger von Star Trek auch, hatte fast von Folge zu Folge ein anderes Aussehen. Sie hatten Regisseure und Kameraleute, die Dinge ausprobieren wollten. Der Look mag sich ein wenig verändert haben, aber im Endeffekt sah jede Staffel immer etwas anders aus.
Mike Okuda: Gelegentlich experimentieren Regisseure mit einem anderen Filmmaterial. Manches Mal verändern sie schon den Filmentwicklungsprozess, wenn sie die Filmempfindlichkeit so einstellen, dass wiederum für mehr Lichtempfindlichkeit gesorgt ist, was dann letztendlich zu einem anderen Kontrastverhältnis führt. Diese Art von Dingen passiert die ganze Zeit.
Trekcore: Bei Staffel 2 hatten sie beide das Vergnügen einer Wiedervereinigung von TNG-Mitarbeitern, als Dan Curry, Doug Drexler und David Takemura mit an Bord kamen. Sie müssen ein echtes Gefühl von Nostalgie verspüren.
Denise: Nun, es hat eine Menge Spaß gemacht. Wir waren so begeistert, Doug, David und vor allem Dan Curry für die zweite Staffel bei uns zu haben. Es war eine Wiedervereinigung. Wir alle arbeiteten an Star Trek und wie bei jedem Unternehmen, in dem sie für lange Zeit zusammenarbeiten, fangen sie irgendwann an, die Gedanken der anderen zu lesen. Das gab uns ein hohes Maß an künstlerischem Komfort und sehr viel Spaß. Dass wir, wie in alten Zeiten, wieder Dan Curry für die Spezialeffekte dabeihatten, war wirklich der Wahnsinn. Wir fühlten uns so geehrt, ihn bei uns zu haben.
Trekcore: Oft unterschied sich der Stil zwischen Episoden von Dan Curry und denen von Rob Legato, wenn die beiden sich von Folge zu Folge abwechselten. Hat das Auswirkungen auf das Aussehen der zweiten Staffel als Ganzes?
Mike: Eine unserer Aufgaben bestand darin, zu versuchen, die ursprünglichen kreativen Entscheidungen der ursprünglichen Verantwortlichen für die visuellen Effekte zu respektieren. Eine Sache die Dan tat, war, dass er in einigen – nicht allen – Folgen seinen Transportereffekt ein wenig anders aussehen ließ. Ein minimaler Unterschied. Er erzählte uns, wie sein Effekt aussehen würde und behielt tatsächlich den feinen Unterschied bei. Bei Folgen, die ursprünglich von Rob Legato waren, hielt er sich aber an dessen Art der Darstellung. Wenn es eine seiner Episoden war, machte er es wieder auf seine Weise. Wie in den guten alten Zeiten. Wir versuchten wirklich so gut es ging, das zu respektieren, was die Original-Künstler tun wollten, so dass man das Gefühl bekommt, man würde sich die alten Folgen wieder anschauen. Mit dem Unterschied, dass diese jetzt leuchtender, klarer und schärfer sind.
Denise: Das ist wirklich das Mantra dieses Projekts. Wir versuchen so gut es geht, die originalen Kreativen zu respektieren und dieses auch beim Remastering Prozess beizubehalten.
Trekcore: War der Ansatz bei der Erschaffung der Planeten für Staffel 2 bei HTV ein anderer als bei dies bei Max Gabl für die erste Staffel der Fall war?
Mike: Der Ansatz war grundsätzlich der gleiche wie in Staffel 1. Dort, wo HD Elemente existierten, haben wir diese grundsätzlich auch verwendet. Dort wo keine vorkamen, baten wir sie, mit verschiedenen Looks zu experimentieren, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, das Originalerlebnis zu rekonstruieren. Unser Anliegen an alle Personen, die in die Erschaffung der Planeten involviert waren, war also, zu versuchen, eine Vielfältigkeit an Planeten zu kreieren.
Bei Star Trek dreht sich alles um die Erkundung neuer Welten und unterschiedlicher Orte. Wir wollten also, dass sie mit möglichst unterschiedlichen Looks experimentieren. Wir taten dies bereits in der Vergangenheit bei der Überarbeitung der klassischen Serie, genauso, wie es Max(Gabl) während seiner Arbeit bei CBS Digital handhabte, indem er einfach an einigen Folgen rumexperimentierte.
Denise: Ich erinnere mich aber auch daran, dass wir Dan Curry hatten. Er brachte seine Meinung und seine künstlerischen Vorstellungen bezüglich der Planeten und anderer Dinge mit ein. Es war ein großes Vergnügen, einen Mann, der schon am Original arbeitete, dabei zu haben, der uns bei Entscheidungen half und ein Auge auf das Remastering hatte.
Trekcore: War es für sie beide schwierig, mit einem zweiten Team, das in diese Staffel eingebunden war, Übereinstimmungen zwischen dem CBS Digital Look und dem von Dan Curry und HTV sicherzustellen?
Mike: Wir haben es nicht wirklich als ein separates Team gesehen. Aus unserer Sicht war es eher so, dass die HTV Gruppe dem bestehenden Team beigetreten ist. Wir alle waren ein Team, und Denise und ich waren das Verbindungsstück. Wir haben alles überwacht. Die Hauptsache ist doch, dass alle Effekte-Künstler – bei HTV und CBS Digital – absolute Profis sind. Das sind Leute mit sehr viel Erfahrung. Das ist die Hauptsache. Wir hatten erstklassige Leute.
Trekcore: Mit Blick auf Staffel 2 als Ganzes, hatten Sie eine favorisierte Szene oder Lieblingsfolge in dieser Staffel, bei der Sie es kaum erwarten konnten, diese in High Definition zu sehen?
Denise: Ich denke, dass Mike und ich uns da einig sind: „Zeitsprung mit Q“ (Q Who) war eine Folge, auf die wir uns besonders freuten und sehr aufgeregt waren. Wir sind wirklich, wirklich vom Ergebnis der Überarbeitung dieser Folge begeistert.
Trekcore: Ich war hin und weg, als ich das neue digitale Matte Painting des Innenraums des Borg-Kubus sah, mit all dem Dampf, der aus den Lüftungsschlitzen geblasen wurde. Es sieht fantastisch aus. Ging das alte Matte Painting verloren? Wie kam es dazu, dass es durch ein digitales Pendant ersetzt wurde?
Mike: Ein Großteil der ursprünglichen Matte Paintings – nicht alle von ihnen, aber viele – wurden von den großartigen Künstlern Syd Dutton und Bill Taylor von der legendären Firma für visuelle Effekte, „Illusion Arts“, erschaffen. Viele dieser Matte Paintings wurden im Old-School-Stil erstellt. Normalerweise säubern wir in solchen Fällen einfach die Aufnahme und verwenden sie dann. Doch in diesem besonderen Fall, weil wir zu Beginn der Szene diese dramatische Änderung der Perspektive haben (Kamera entfernt sich langsam vom Außenteam, sodass am Schluss ein gigantischer Teil des Kubusinneren zu sehen ist), sieht man das Painting sehr nahe und das wiederum könnte dazu führen, dass man einige Pinselstriche erkennt. Das war in SD noch überhaupt kein Problem. Obwohl die Pinselstriche dort waren, hat man sie nicht bemerkt. Jetzt in High Definition wurde dies aber plötzlich zu einem Problem. Dan Curry schlug vor – und CBS stimmte zu – dass dies ein Fall war, wo es angebracht schien, zwar die Grundstimmung des Originals zu rekonstruieren, aber es in High Definition besser aussehen zu lassen.
Denise: Und dies ist ein Punkt, wo wir wirklich ein großes Lob an CBS – Ken Ross, David Grant und Ryan Adams aussprechen wollen. Sie haben das Projekt außerordentlich unterstützt. Wir haben lange Zeit an Star Trek und vielen anderen Dingen zuvor gearbeitet, aber wir sind noch immer begeistert von der diesem Projekt entgegengebrachten Unterstützung. Dieses Matte Painting und die besondere Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wurde, ist das beste Beispiel dafür, dass die Leute bei CBS wirklich wollen, dass das Ganze so gut wird wie nur irgend möglich. Selbst wenn wir mit Warpgeschwindigkeit auf die Deadline zufliegen, unterstützen sie uns und geben uns das Ok, wundervolle Dinge wie dieses Borg Matte Painting zu erschaffen.
Hier noch einmal der Vorher/Nachher Vergleich:
Trekcore: Interessant, dass das Painting an sich so aussieht, als würde es das Aussehen der späteren Borg Kuben mit mehr von diesem Grünstich annehmen, wohingegen die Folge vorher einen sehr eigenen Look hatte. War das eine bewusste Entscheidung, um die Darstellung in Einklang mit künftigen Folgen zu bringen?
Mike: Es ging nicht so sehr darum, es an die späteren Folgen anzugleichen. In unseren Augen war es einfach so, dass das grüne Flimmern für ein wenig mehr Lebendigkeit gesorgt hat.
Trekcore: Lassen Sie uns ein wenig über die anderen Matte Paintings sprechen, die wir in der zweiten Staffel sehen. Sie sind über die gesamte Staffel verteilt. Mussten Sie auch noch andere rekonstruieren oder werden es dieselben sein, wie in der Standardauflösung?
Mike: Zum größten Teil. Wenn sie auf hochauflösendem Film vorhanden waren, verwendeten wir sie natürlich, wenn auch mit ein wenig vorheriger Säuberung. Die „Gagarin-Station“ in „Die jungen Greise“ (Unnatural Selection), ein weiteres Painting von Syd Dutton, ich denke zumindest, dass es Syd war, wurde etwas gesäubert, es wurde ein wenig an dem Glitzern im Wasser gefeilt und das Shuttle wurde leicht bearbeitet. Ansonsten ist es aber das Original Painting. Auf der anderen Seite wurden nicht alle Paintings abgefilmt. Einige von ihnen wurden tatsächlich mit Paintbox in SD-Qualität erstellt. Wenn man diese einfach nur hochskalieren würde, würde das nicht wirklich gut aussehen. Ein Beispiel dafür ist „Der stumme Vermittler“ (Loud as a Whisper). Zum Glück hatten wir aber den ursprünglichen Künstler mit im Boot. Es war ein Painting, welches Dan Curry in der Vergangenheit malte. Es war also toll, ihn bei uns zu haben.
Das Originalinterview auf Trekcore findet ihr hier, den zweiten Teil hier.
Die Blu-rays zur zweiten Staffel von Star Trek: The Next Generation kommen am 6. Dezember in den deutschen Handel und können hier vorbestellt werden: