Anlässlich des 50. Jahrestags überrascht Justin Lin die Kultserie mit einem besonderen Geschenk. Denn etwas unerwartet schafft er mit Star Trek Beyond den Spagat zwischen rückwärts-orientierte SciFi-Unterhaltung und actionlastigen Popcorn-Kino.
Der neueste Kinofilm stand lange Zeit unter keinem guten Stern. Mitten in der Vorproduktion wurde Regie-Neuling Roberto Orci von seinen Pflichten entbunden und das Autoren-Duo J.D. Payne & Patrick McKay vor die Tür gesetzt. Angeblich – so die Gerüchte – weil die Story „zu Trek-lastig“ war. Also sprang Scotty-Darsteller Simon Pegg kurzerhand ein und zauberte binnen weniger Wochen zusammen mit Doug Jung ein neues Drehbuch aus dem Hut.
Im Dezember dann das nächste Beben: ein hektisch geschnittener Trailer mit augenscheinlich wahllos aneinandergereihten Actionszenen, der nicht nur bei Trekkies auf Ablehnung stoß. Trekkies, die der von J.J. Abrams verordneten Frischzellenkur skeptisch gegenüberstehen, winkten nun endgültig ab. Star Trek drohte für viele ein liebloses und austauschbares Stück Popcorn-Kino zu werden, das um die Gunst der Michael Bay Fans buhlt.
Vielleicht haben es Simon Pegg, Doug Jung und „Fast & Furious“-Regisseur Justin Lin nie laut ausgesprochen, aber eines war wohl nicht ihr Ziel. Einen seelenlosen Blockbuster auf die Kinoleinwand zu bringen, der die noblen Ideale des Star Trek Universums ein für alle mal in ein schwarzes Loch katapultiert. Und so fokussierten sie sich auf das, was Star Trek in den Anfängen ausmachte: eine klassische TOS-Geschichte zu erzählen, in denen die Gefühle und die Motivationen der Hauptfiguren im Mittelpunkt stehen, während sie sich inneren und äußeren Dämonen stellen müssen.
Die Figuren stehen im Mittelpunkt
Während sich J.J. Abrams erste Werke Star Trek und Star Trek Into Darkness hauptsächlich auf die Figuren Kirk und Spock stützen, rückt nun die ganze Brückenbesatzung einschließlich McCoy, Scotty, Sulu, Uhura und Chekov in den Mittelpunkt des Geschehens. Dafür reißt er sie mit einem Paukenschlag aus ihrer gewohnten Umgebung heraus.
Denn nachdem die Enterprise in einen heimtückischen Hinterhalt geraten ist, müssen sich die Helden auf dem Planeten Altamid alleine durchschlagen. Und so sind der stoische Mr. Spock und der impulsive Doktor McCoy plötzlich aufeinander angewiesen. Was folgt sind Szenen eines heiteren Schlagabtausches, der hätte so auch zwischen Leonard Nimoy und DeForest Kelley ausgefochten werden können. Kirk gibt sich derweil als Anführer und legt seine jugendliche Naivität endgültig ab. Es scheint, als hätte Chris Pine in Star Trek Beyond nun endlich seine Rolle als heroischer Sternenflottenkapitän gefunden. An seiner Seite der junge Chekov, der deutlich mehr zu tun bekommt. Der mit 27 Jahren viel zu früh verstorbene Anton Yelchin wird in den nächsten Teilen schmerzlich vermisst werden.
Während Uhura und Sulu in Gefangenschaft geraten, macht Scotty Bekanntschaft mit Jaylah, einem ebenfalls gestrandeten Alien. Im Gegensatz zu Alice Eve, die die junge Carol Marcus in Star Trek Into Darkness verkörperte, kann Sofia Boutella ihren Szenen an sich reißen und Star Trek Beyond erinnerungswürdige Momente bescheren. Ihre Figur bleibt im Gedächtnis haften wie einst James Cromwell als Zefrem Cochrane in Star Trek: Der Erste Kontakt. Am Ende des Films kommt der Wunsch auf, sie auch im nächsten Teil wiederzusehen.
Idris Elba mimt den Antagonisten Kraal und verbucht weniger Spielzeit für sich als Benedict Cumberbatch, der Kahn im letzten Film spielt. Dennoch ist der britische Schauspieler in seinen Szenen unheimlich präsent. Sein körperlicher Schlagabtausch mit Chris Pine erinnert an Shatners Raufereien in der Originalserie. Kraals Handlungen sind zwar nicht immer nachvollziehbar, hinterlassen aber keine unüberwindbaren Logiklöcher (ich erinnere hier an das Transwarp-Beamen).
Eine Hommage an 50 Jahre Star Trek
Man sieht, dass Simon Pegg und Doug Jung viel unternommen haben, um der 50-jährigen Star Trek Geschichte einen angemessenen Tribut zu zollen. Es gibt zahlreiche Querverweise auf die Originalserie und auf Star Trek: Enterprise, die fünfte TV-Inkarnation (2001-2005) der SciFi-Reihe. Trekkies werden mehr als einmal ins Kino müssen, um alles zu erfassen. Nicht nur Leonard Nimoys Ableben Anfang 2015 ist in einer angemessenen Weise in die Handlung eingeflochten worden, auch die restlichen Darsteller der Originalserie bekommen ein kleines Denkmal gesetzt.
Und Action!
Star Trek Beyond wird als Blockbuster auf den internationalen Kinomärkten positioniert. Also liefert der Film viele temporeiche Momente, die sich mit aller Macht ins Gedächtnis brennen. Mit seiner Erfahrung aus den „Fast & Furious“ Streifen bringt Justin Lin die besten Voraussetzungen mit, um dies zu bewerkstelligen. Sicherlich wird über die Notwendigkeit der ein oder anderen Szene wieder reichlich diskutiert werden, doch der Eindruck die Action völlig uninspiriert in Szene gesetzt zu haben, kommt wahrlich nicht auf. So zerlegt Lin die Enterprise nach Strich und Faden. Dabei lässt er typische Aspekte aus dem Star Trek Universum einfließen, als er zum Beispiel in der genannten Szene die Trennung der Untertassensektion von der Antriebssektion zeigt. Das furiose Filmfinale auf der Sternenbasis Yorktown ist ein Spektakel des Sondergleichen und sicherlich in der gezeigten Form etwas neues. Die Spezialeffekte sind über jeden Zweifel erhaben. Sie verleihen Beyond ein willkommenes neues Erscheinungsbild, dass für die zukünftige Produktionen hoffentlich stilprägend ist.
Fazit
Star Trek Beyond fühlt sich wie eine klassische TOS-Folge an, die mit zeitgemäßen Mitteln in bombastischer Manier inszeniert wurde. Der Film unterhält dank seiner lockeren und humorvollen Erzählung und wird zuweilen auch mal sehr ernst. Nebenbei verneigt er sich würdevoll vor seinem 50-jährigen Erbe. Innerhalb der Reboot-Reihe hat Justin Lin überraschenderweise den bislang besten Star-Trek-Ableger hervorgebracht. Trotz aller Turbulenzen hat er die Kurve bekommen. Dafür gebührt ihm Lob und Anerkennung. Wer überhaupt keinen Zugang zu den neuen Filmen findet, der wird sich aber auch mit Star Trek Beyond weiterhin schwertun.
na das hört sich doch mal nicht schlecht an. ich bin echt gespannt.
Das Review kann man so unterschreiben. Für meinen Geschmack mitunter etwas zu actionreich, vor allem, was die langen Körperkampfszenen angeht. Aber insofern auch typisch TOS. In diesem Film gibt es noch auf Jahre hinaus viel zu entdecken. Einmal anschauen reicht auf keinen Fall. Seltsam, daß heute Nachmittag im großen Premierensaal in der 2D-Vorstellung nur 10 Zuschauer waren.
Ich war in München in der 3D Vorstellung – da war schon mehr los,
aber ganz generell kann bisher gesagt werden,
dass Star Trek Beyond deutlich unter den gesetzten Erwartungen läuft.
Schwächster Start innerhalb der Rebootreihe, in Deutschland die wenigstens Zuschauer am Startwochenende seit Star Trek VI (!!!) – in Amerika gings in der zweiten Woche dramatisch runter (über 60 %) – sollte der FIlm in Amerika nur knapp 150 Millionen einspielen, dann wäre das inflationsbereinigt in etwa auf dem Niveau von Insurrection und selbst hinter First Contact und Star Trek III und hätte somit dann von Star Trek 2009 sein Einspielergebnis halbiert.
Auch international gesehen läuft der Film deutlich schlechter als Into Darkness – einzige Hoffnung bleibt nun China. Nach 8 Millionen Dollar 2009 und 50 Millionen Dollar 2013, könnte ein richtig gutes Einspielergebniss dort am Ende die Bilanz retten.
So oder so aber wird Paramount mit den Ergebnis nicht zufrieden sein – in dessen Folge eine Neuasrichtung weg von Beyond erfolgen muss – leider 🙁